Nach der französischen Kapitulation trat ein hoher französischer Offizier zu Karl Schneider und übergab ihm seinen hohen Orden mit der Bitte, diesen ihm wieder nach dem Kriege zurückzugeben.
Auf die Frage Karl Schneiders, weshalb er gerade von ihm ausgewählt wurde, sagte der Offizier zu ihm:
"Ich habe in Ihre Augen geblickt!"
Anfang April 1945 durchstreiften SS Soldaten Hellmitzheim und quartierten sich bei den Bauern ein. Die Soldaten im Hause der Schneiders durchwühlten sämtlich Schränke und Truhen und stahlen bei dieser Gelegenheit unter anderem auch den Orden des französischen Offiziers.
In der Nähe von Hellmitzheim liegen die Gräber im Limpurger Forst und das Schicksal will es vielleicht so, dass über das Ende dieser Soldaten Augenzeugenberichte sich finden, die die Ereignisse von damals anders berichten, als bisher zu lesen war.
Zeitzeugenbericht
1
Die
Rückzugskämpfe des 2. und 3. Zuges der 2./SS-Pz. A. Abt. 17 1) am
12.04.1945
Am Morgen des 12.04.1945 nach den Kämpfen der
vorausgegangenen Nacht, wir lagen erschöpft in den Gärten Dornheims, begann auf
der von Hellmilzheim heranführenden Straße wie auch von Nenzenheim her, der
Aufmarsch feindlicher Verbände 2) die mindestens 2 Batl. stark waren
und zahlreiche Panzer besaßen.
Wir hatten dieser Masse wenig entgegenzusetzen und
zogen uns vom nördlichen Ortseingang in die Nähe der Kirche zurück wo ja auch
unser Beobachter auf einem Kirchturm saß, bzw. auf dem, was von diesem Turm
noch übrig war.
Vor der gewaltigen Übermacht ziehen wir uns langsam
und deckungsuchend auf den Ortsausgang Richtung Fischhof zurück. Der Feind
besetzt nun das geräumte Dorf und während er vorsichtig die übrig gebliebenen
Häuser durchsucht, gelingt es uns, beiderseits der Altmannshäuser Straße
zurückzugehen. Der Gefechtsstand im Fischhof war schon geräumt und ins
Forsthaus verlegt worden. Zwei Panzer bleiben an der Abzweigung zum Forsthaus
stehen und feuern auf die nunmehr forsch nachstoßenden Amerikaner und beschädigen
die Ketten zweier Feindpanzer, die dabei die Straße blockieren. Beim Versuch
diese zu umfahren, bleibt ein dritter Panzer im Ackergelände stecken. Die beiden
Panzer setzen nunmehr zurück und gehen am Waldrand erneut in Stellung, geraten
dort unter Beschuß feindlicher Panzer bzw. Jagdpanzer und werden zerstört,
ebenso ein weiterer Panzer, der sich dem nachstoßenden Gegner im Wald an einer
Weggabel entgegenstellt. Am Waldrand kommt es zu einem heftigen Gefecht mit
feindlicher Infanterie, die unseren erschöpften Soldaten alles abverlangt.
Der 2. Zug geht durch den Wald zurück und legt dem
Feind immer wieder Hinterhalte, der 3. Zug geht unter hinhaltendem Widerstand
in Richtung Forsthaus zurück. Als wir dort hinkommen, ist der Gefechtsstand
bereits geräumt und auf den Bergkamm verlegt, wo vordem die ungarischen Artilleristen
in Stellung gelegen hatten. Feindliche Panzerhaubitzen streuten mit ihren
Granaten den Wald ab. Wir erreichen das Forsthaus und erhalten dort Wasser und
Verpflegung und wollen dann weitermarschieren, als plötzlich feindliche
Schützenpanzer auftauchen. Wir gehen blitzschnell beiderseits des Waldweges in
Stellung, ebenso am Waldrand bzw. am Rand einer großen Waldwiese. Feindliche
MG-Garben machen es zunächst unmöglich zurückzukriechen. Ein Teil der Schützen
erwidert nun das feindliche Feuer, andere versuchen die feindlichen gepanzerten
Fahrzeuge mit der Panzerfaust zu bekämpfen.
Im Hagel der feindlichen Geschosse erwischt es als
ersten den Unteroffizier, der gerade eine Handgranate wirft und dabei in die
Brust getroffen wird. Innerhalb des nur eine halbe Stunde dauernden Gefechts
fallen beiderseits der Forststraße die dort stehenden Schützen Schober und Volk
durch Kopfschüsse, kurze Zeit später fällt der Schütze Wilke, als er gerade
seine Panzerfaust abfeuern will. Beim Versuch seinen Kameraden zu helfen,
erhält auch Schütze Bauknecht eine tödliche Verwundung. Der Sturmmann 3)
Friedrich von Loesch feuert das ganze Magazin der MPi auf den Gegner ab und
bricht dann zusammen, von einem Granatsplitter getroffen. Er wird zwar von zwei
Kameraden noch in die Deckung einiger Bäume gezogen, stirbt dann aber dort
kurze Zeit später.
Zwei Kameraden wurden noch leichter verwundet und
konnten von uns mitgenommen werden. Der letzte Panzer, der bereits vorausgefahren
war, wird von uns auf halber Höhe des Hangweges erreicht. Er verfeuert seine
drei letzten Granaten und die aussteigende Besatzung sprengt ihn dann in die
Luft, da kein Sprit mehr vorhanden war. Mit 8 Mann erreicht ich schließlich den
Hochweg und wir finden nur mehr drei Mann, die auf uns warten, die anderen
Kameraden sind schon weitergezogen in Richtung Sugenheim, woher Kampflärm zu
vernehmen war. Wir erreichen Neundorf, das noch feindfrei ist, werden dort von
einigen Frauen mit Wasser, Brot und Wurst versehen, und erreichen in Ezelheim
unsere vorausgefahrenen Schwimmwagen wieder.
Bei lpsheim erreichen wir wieder eigene Truppen.
In gleicher Richtung ziehen sich auch Kampfgruppen
des XL. Panzer-Batl. zurück, die aus dem Raum Altmannshausen - Markt Bibart
kommen. Der Feind macht mit JaBo's Jagd auf uns, ohne uns zu erwischen;
Rückzugsstraßen werden auch mit Artillerieüberfällen abgestreut, weswegen wir
teilweise über Wiesen und Felder ausweichen müssen, dabei treffen wir auch auf
den Reg.-Stab Ob.-Ltn. Heilbronn.
*Name I Unterschrift fehlen; Name des Zeitzeugen unbekannt.
Abschrift: F. d. R. 17.09.00 Hs *
1) Einheit der 17. SS-Panzergrenadier-Division
"Götz von Berlichingen"
2) Einheiten der 3. US-Armee
3) SS-Sturmmann entspricht Gefreiter
WAR.doc 09.02, grün
Zeitzeugenbericht
2
Im Limpurger Forst: Ereignisse am 12.04.1945 und Begräbnis am 19.04.1945
Neundorf, im Jahre 1970
Hier der Bericht, des letzten Augenzeugen Leonhard
Pflüger, über den 12. April 1945; von den fünf Soldatengräbern ein Zeugnis
geben, am Forsthaus im Limpurger Forst.
Es ist gegen 14.30 Uhr am 12. April 1945. Ein
starker amerikanischer Panzer-Verband 1) biegt von Dornheim kommend,
auf die Straße zum Forsthaus ein.
Etwa 10 Minuten vorher verlassen die letzten deutschen
Soldaten das Forsthaus. Fünf Mann und ein Unteroffizier 2).
Einem Waldarbeiter, der dort mit Frau und Kind sein
bescheidenes Dasein führt, bitten sie beim Abschied noch um Feuer. Es ist die
letzte Zigarette, die sie in ihrem jungen Leben rauchen werden. Den Durst
stillen sie aus dem Brunnen, der gleich vor der Haustür der Waldarbeiterwohnung
steht. Um dann durch Zureden des Unteroffiziers die letzten vierhundert Meter
in ihrem Leben zu gehen.
Seit Tagen decken sie den Rückzug ihrer
zurückgehenden Kameraden. Sie sind am Ende ihrer Kraft. Auch nervlich sind die
blutjungen Soldaten total erledigt. So sagen sie noch: Am liebsten würden wir
nicht mehr mitmachen. Ohne in Deckung zu gehen schießen wir auf die Amy's; dann
ist doch endlich alles aus. Die Soldaten haben keine Freude mehr an dem
Erdendasein.
Der aus ca. 60 schweren amerik. Panzern bestehende
Verband hat nun das Forsthaus erreicht und fährt vorsichtig weiter; auf den Weg
nach Krassolzheim. Teile davon bleiben in und am Forsthaus stehen.
Es beginnt ein Feuerzauber, den sie mit ihren MG's
veranstalten. Ein leerer Graben hat es ihnen besonders angetan. Hier schossen
sie rein, was das Zeug ging. Sie waren wohl der Meinung, einen Schützengraben
vor sich zu haben. Erdenhaufen, die vom Grabenfegen noch dort lagen, machten
sie scheinbar nervös. Langsam schoben sich die stählernen Ungeheuer auf dem
Hüllerbuckweg Richtung Krassolzheim vor.
Es wird gegen 14.40-50 Uhr gewesen sein, als in
diesem mörderischen Feuer diese sechs deutschen Soldaten links und rechts des
Weges zusammengeschossen werden. Sie liegen verstreut am Wegrand.
Der erste ist der Panzerschütze Bauknecht. Von
seiner heutigen Ruhestätte etwa 80 m entfernt, liegt er 10 m links des Weges.
Der Hüllerbuckweg führt vom Forsthaus in
südöstlicher Richtung in den Wald. Dort wo er nun eine leichte Biegung nach
Osten macht, ist eine kleine Erdenmulde rechts vom Weg, hier starb der Nächste.
Gegenüber, ca. 20 m im Wald, fiel der Panzerschütze Schober.
Auf der rechten Wegseite fand man nach 25 m wieder
einen toten Soldaten. Nach weiteren 30 m hauchte der Neffe des
Generalfeldmarschalls v. Manstein, Hans Friedrich v. Loesch, sein Leben aus.
Wenn wir nun weiter die Spur verfolgen, so kommt
nach 50 m die Eiche, an der der Unteroffizier und Führer der Gruppe gelegen
hat. Der Baum soll erhalten bleiben. Förster Prückl hat mit dem Reißmesser ein
Kreuz eingeschnitten.
Nach einer knappen Stunde war der Spuk vorbei. Kein
Mensch von den Einwohnern des Forsthauses ahnte, was sich fast vor ihrer
Haustür abgespielt hatte. Umherstreunende Polen 3) fanden nach einer
Woche die toten Soldaten. Sie sagten es den Forsthausleuten.
Die armen Leute wagten sich nicht mehr in den Wald.
Ihnen wurde gedroht, falls man sie im Wald antrifft, würde man sie erschießen.
Doch nun wieder zurück zum Nachmittag des 12.
April. Nachdem die Amerikaner glaubten alles kaputt geschossen zu haben, kamen
zwei deutsche Landser aus dem Wald. Es war auf dem Weg, der nach Neundorf führt.
Die Hände hoch erhoben, ergaben sie sich unseren "Freunden" aus
Übersee. Einer dieser "Freunde" schnitt mit seinem Seitengewehr den
Germanskis das Koppelzeug ab. Dann werden sie auf dem freien Platz, vor dem
Haus des Försters, erst tüchtig geohrfeigt. Pflüger sagt, es war zum
Herzerbarmen.
Wenig später, und das sei der Vollständigkeit wegen
auch erwähnt, kam auf dem gleichen Weg ein Russe. Der hatte sich eine
weggeworfene deutsche Pistole angeeignet, trug diese in der Hand und war nun
der Meinung, bei seinen Alliierten zu sein. Ein Glück für ihn war, im Moment,
ein Rechtsanwalt. Er konnte englisch und war in das Forsthaus geflüchtet, um
den Krieg hier heil zu überstehen. Sein Name war Greulich; stammte aus
Hüttenheim, wo sein Bruder lange Zeit Bürgermeister war.
Die "Befreier" packten den Russen
kurzerhand an den Haaren, Kopf nach unten und wollten ihn, so hatte es den
Anschein, ohne viel Federlesens erschießen. Das "Stop,
Stop"-Geschrei, von dem Greulich, rettete dem Russen noch für kurze Zeit
sein Leben. Nach einigem Verhandeln hin und her, musste der Gute aus den Weiten
Rußlands auf einem Panzer aufsitzen und mit den Texasboys die Fahrt antreten,
die auch seine letzte werden sollte. Nach beiläufig 30 Minuten kam aus dem
Neundörfer Weg, in diese Richtung hatte sich ein Teil der Kolonne in Bewegung
gesetzt, ein zugedeckter Jeep. Er zockelte an den erschrockenen Forsthäuslern
vorbei. Hinten schauten zwei mal zwei Füße heraus, die einen waren
gummibesohlt, die anderen deutsche Arbeitsschuhe mit Nägel beschlagen. Pflüger
sagt, er täuscht sich nicht und behauptet, diese Schuhe trug der Russe. Er war
Pflügers Arbeitskamerad. Als Kriegsgefangener arbeitete er schon etliche Jahre
mit unserem Augenzeugen als Waldarbeiter im Limpurger Forst.
Nahe dem Hause von Pflüger; genau über dem Weg, war
der Bienenstand des Försters. Fleißig summten die Bienen. Dort hatten fünf
unserer Rückzugskämpfer ein Versteck gesucht. Die US-Männer hatten den
Bienenstock, trotz ihrer sonstigen Gewohnheit alles genau zu untersuchen, unbehelligt
gelassen. Scheinbar wollten sie sich mit den emsigen Bienen nicht anlegen. Sie,
die Fünf, haben alles gut überstanden. Leise und ohne Aufsehen machten sie sich
anderen Tages davon.
Nach sieben Tagen, es war nun der 19. April, die
Waldarbeiter Leonhard Pflüger, Streicher und der Förster Prückl waren dabei,
das heutige Grab am Waldesrand auszuheben.
Ausgerechnet kommt jetzt ein Jeep, darinnen drei
US-Militärpolizisten und ein deutscher Sani sitzen. Sie fragen, was hier
geschehen soll; worauf es ihnen verdeutscht wird.
Pflüger hat die Ehre, sie zu den verstreut
liegenden Gefallenen zu begleiten. Es waren Offiziersschüler, aus Coburg oder
Erlangen. Bauknecht als erster; liegt mit dem Gesicht zur Erde. Pflüger muß ihn
auf Anweisung drehen, dabei wird eine ungesicherte Panzerfaust sichtbar; die
der Tote bedeckte. Den tapferen MP's packt die helle Angst. Sie rennen, was
ihre Gummisohlen hergeben, bei diesem Anblick tief in den Wald.
Nur mit gutem Zureden konnten diese wilden Helden
wieder aus der Tiefe des Waldes geholt werden. Da stocherten sie mit den
Bambusstöcken auf den Bäuchen der Gefallenen herum. Als sie die Uhrtaschen
haben und einen bestimmten Gegenstand spüren, muß Pflüger sie leeren. Nach
dieser Aktion ist die US-Army um einige Uhren reicher. Von Loesch trägt einen
wertvollen Ring, auch den haben sie erspäht. Sein Körper und somit auch die
Finger sind jedoch so sehr aufgedunsen, daß hier nichts zu machen ist. So geht
er damit ins kühle Grab.
Der Sani nimmt die Papiere an sich; Soldbücher und
das Kriegstagebuch, das Bauknecht hat, und sagt, er wird die Sachen von Iphofen
aus, den Angehörigen schicken.
Nun erst kann die letzte Arbeit geschehen. Jeder
wird in eine Zeltplane gehüllt und alle sechs am Waldesrand begraben.
Steht man vor den Gräbern, so liegt von links nach
rechts: Bauknecht, Volk, v. Loesch, Wilke und Schober. Der Name des
Unteroffiziers konnte nicht mehr ermittelt werden. Er kam aus Ferchheim bei
Karlsruhe. Seine Frau holte ihn bereits nach einem Jahr heim. Die anderen aber
schlafen hier, im Schatten von Buchen und Eichen. Besungen von den herrlichen
Vogelstimmen des deutschen Waldes.
Ein kleines Waldbächlein murmelt gelegentlich an
ihren Köpfen vorbei. Bis sie einst die Posaune des Erzengels am jüngsten Tag
aufwecken wird. Denn so spricht der Herr über Leben und Tod; ich bin die
Auferstehung und das Leben.
Das einsame Forsthaus wurde von der deutschen Armee
benützt: Von einem Div.-Gefechtsstand, dann einem Regiments-Gefechtsstand,
zuletzt Gefechtsstand eines Bataillons. Hauptmann Frank war Kommandeur dieser
letzten Einheit. Er machte einen sehr korrekten und schneidigen Eindruck.
Gefallen ist dieser tüchtige Soldat im Raume Markt Erlbach.
Diese Zeilen habe ich aufgeschrieben. Wir verdanken
sie dem noch einzigen überlebenden Augenzeugen und seiner Ehefrau: Es ist
Leonhard Pflüger, Waldarbeiter, wohnhaft im Forsthaus Nr. 19, Gemeinde
Neundorf. Seine Frau und er waren Zeugen dieses traurigen Dramas, das sich wohl
in einem der ruhigsten und stillsten Fleckchen der Erde zugetragen hat; weitab von
jeder Hauptstraße oder sonstigem Lärm tief im Limpurger Forst gelegen. Jahre
nach dem Krieg kannte man hier noch keinen Strom; oder elektrisches Licht.
Pflüger, der mir das, was sich am Nachmittag dieses
12. April dort ereignet hat, schildert, sagt es so, als sei es gestern erst
gewesen.
Im Weltkrieg, 1914-18, war er Soldat und diente
beim 10. Feldartillerie-Regiment, mit Garnison in Erlangen.
* Namen I Unterschriften unleserlich
Abschrift: F. d. R. 23.09.00 Hs *
1) Einheit der 3. US-Armee
2) Angehörige einer Einheit der 17.
SS-Panzergrenadier-Division "Götz von Berlichingen"
3) ehemalige Kriegsgefangene bzw. Zwangsarbeiter
Anlage: Skizze
WAR.doc 09.02, grün
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