Als Gerhard sich freiwillig zur SS meldete, brach sein Bruder Benno mit ihm...
Er starb zweimal... Einmal an der Brücke in Lyck (Ełk) und zuvor im Herzen seiner Familie.
Der Bruder ging nach Amerika und ist jetzt auch verstorben. Eine Aussöhnung konnte nie stattfinden.
Um wenigstens eine Kerze des Andenkens und des Zeugnisses seiner Existenz abzulegen werden die Unterlagen gezeigt. Fritz war als Soldat genau an der Stelle in Lyck, wo Gerhard fiel und hat sein Grab besucht. So gibt es durchaus einen kleinen Zusammenhang mit dem Regiment. Es soll wenigstens einmal sein Name noch genannte werden.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch ein Wort zur allseits gefürchtete SS niederschreiben.
Viktor Frankl sagte einmal: nicht alle waren Verbrecher! Auch wir hatten Falotten in unseren Reihen.
Aufgrund der historischen Ereignisse haben diese zwei Buchstaben Angst und Schrecken verbreitet und sind auch heute noch das Synonym für das Böse.
Ich kann immer nur für das sprechen, dass sich persönlich erlebte, das ich persönlich gehört habe. Demzufolge muss ich wahrheitsgetreu schreiben, dass viele Angehörige der Waffen SS wie in einer Eliteeinheit gekämpft haben und nicht zu Massakern herangezogen wurden. Fritz Schneider berichtete mir dass er am Jelna Bogen viele Schützenlöcher gesehen hat in denen tote Soldaten der Waffen SS gelegen sind. Rings um die Schützenlöcher lagen Dutzende von Toten Russen. Es wurde also bis zur letzten Patrone gekämpft.
Der Mann der jüngsten Schwester meiner Großmutter war Belgier und hieß Joseph de Leeuw. Er war Freiwilliger in der Waffen SS und überlebte den Krieg. Nach dem Krieg besuchte er meinen Vater in Altenmuhr, wo wir evakuiert waren. Er sagte er ginge wieder nach Belgien zurück. Man Vater drängte ihn doch in Franken zu bleiben. Er entgegnete, dass er als Angehöriger der Waffen SS nur an Brennpunkten eingesetzt gewesen sei. An Kriegsverbrechen war er nie beteiligt. So fühlte er sich seiner Meinung nach unschuldig und ging nach Belgien zurück. Dort wurde er zum Tode verurteilt und später begnadigt. Nach 20 Jahren Haft verließ er als gebrochener alter Mann das Gefängnis in Brüssel (St.Gilles)
Der Mann der jüngeren Schwester meiner Mutter war unehelich geboren und jeder wusste im insgeheimen, dass sein leiblicher Vater ein angesehener jüdischer Geschäftsmann war. Unter diesem Makel litt er sehr und meldete sich im Alter von 16 Jahren freiwillig zur Waffen SS. Als ich noch ein junger Bursche war, erzählte er mir relativ viel aus seinem Leben. Er erzählte mir einiges über jüdische Gewohnheiten, so zum Beispiel, dass ein Jude nie die Frau seines sexuellen Abenteuers heiratete. Als angesehener Jude musste er eine Jüdin heiraten. Auch wenn er verheiratet war bedeuteten seine sexuellen Abenteuer seiner Ehefrau nichts, sofern sie keine Jüdin war.
Seine militärische Ausbildung begann in Goslar später in Sterzing und er wurde dann zur Partisanenbekämpfung in Jugoslawien eingesetzt. Bei einem Kampfeinsatz tötete er eine Frau. Das war für ihn Grund genug, nie mehr in seinem ganzen (relativ kurzen) Leben eine Waffe in die Hand zu nehmen.
Gerhard Binderberger |
Der junge Gerhard Binderberger |