Ein Brief, nämlich der von Walter Angst vom 29.12.1933 aus Zürich hat mich gefesselt und mich sehr nachdenklich gemacht. Glasklar, ohne Verbrämung, ohne pathetische Sülze! Es gab sie, die Menschen mit dem scharfen Blick für die Realitität. Vergeblich suchte ich nach weiteren Briefen von diesem Mann. Mit einigen Sätzen entlarvte er alles Scheinheilige und damit den ganzen Nationalsozialismus.
Persönlich bin ich der Überzeugung, dass alle Briefe mit der Massgabe geschrieben sind, so scheinen zu wollen, wie es einem Idealbild der Zeit entsprach. Alles wurde idealisiert und verbrämt, einer gigantischen Wagneroper gleich.
So zu sein, so zu denken, so zu sprechen wie ich es mit meinem Vater tat, wie ich mit verschiedenen Veteranen sprach, wäre undenkbar, ordinär und unvorstellbar gewesen.
Man schwebte gemeinsam auf einem tödlichen Olymp, als Abkömmling der Olympier in allerhöchsten Sphären, in einer Sprache, die eines Thomas Mann würdig gewesen wäre. Welche Abgründe tun sich in meiner Erinnerung mit Zeitgenossen auf, die auf unterster Ebene, in untersten Dienstgraden um ihr Leben, ihre Zukunft und ihr Überleben kämpften.
Einen wirklichen Zugang zu dieser hochintellektuellen Welt hatte ich nie und fand ich nie. Diese Welt wollte mich nicht und ich wiederum auch nicht sie. Mir erzählten die Soldaten andere, intimste Dinge, die ihnen alltäglich waren. Sex, Puffs in Frankreich, Alkoholgelage, Tripper , vollgeschissne Hosen, Blut, Gestank und verweste Körper... Neid, Missgunst, Verrat, Überleben, Karriere, und über allem: Die Götter, die Ehre, der Gehorsam, die Disziplin, die Offiziere! Der Geist und das Rückrat dieser Zeit.
Zur besseren Erklärung möchte ich meinen Vater zitieren, der im Stadtteil Maxfeld in Nürnberg aufwuchs. Er spielte manchmal in einer Seitenstrasse am Stadtpark, wo auch Familie Urschlechter wohnte. Wenn Andreas (der spätere Oberbürgermeister) mit ihnen spielte, dauerte es nicht lange und am Fenster erschien seine Mutter, immer hochgeschlossenes Kleid und rief zu ihrem Sohn hinunter: "Andreas! spiele nicht mit den Gassenjungen! Komm herauf!"
Die "Gassenjungen" das waren die anderen! Sie gingen nicht auf Oberschulen, Gymnasien, etc. Sie gingen mit vierzehn Jahren in die Lehre und blieben Arbeiter. Sie waren das Proletariat, wohnten in Hinterhöfen mit Plumpsklo, machten abends Heimarbeit und waren meist kinderreich. Gelang ihnen der Aufstieg in den Offiziersrang, so äfften sie umso eifriger die Lebensgewohnheiten der oberen Gesellschaftsschicht nach und meinten noch konsequenter, noch härter sein zu müssen, um dem neuen Anspruch gerecht zu werden.
Dieses Buch schließt eine wichtige Lücke für all diejenigen, welche immer noch ratlos und vollkommen irritiert ihren hochdekorierten Offiziersvätern, Großvätern hinterher starren und niemals eine Antwort fanden, wieso, weshalb, warum?
PiKra macht es vor. Er zeigt wie man als guter Christ auch massenhaftes Töten akzeptieren kann, ohne Schuldzuweisung, im festen Glauben, der Menschheit einen großen Dienst zu erweisen. Zwischen diesen Welten liegt die Wahrheit, das Schicksal der Menschen, ihre Schuld, ihr Unvermögen, ihr totales Versagen, eine friedliche Welt zu gestalten...
Sonntag, 28.8. - Mit Joachim Krause telefoniert, mit ging es auch um den beeindruckenden Brief von Walter Angst. Es ist mir ein Anliegen, mehr von diesem Mann zu erfahren.
Joachim Krause
Hauptstr. 46, 08393 Schönberg
Tel. 03764-3140, Fax 03764-796761
www.krause-schoenberg.de
krause.schoenberg@t-online.de
Mein neues Buch
„Fremde Eltern - Zeitgeschichte in Tagebüchern und Briefen 1933-1945“
(ISBN: 978-3-86729-177-4; 408 Seiten, Festumschlag, Ladenpreis 24,80 Euro)
Kann jetzt online bestellt werden:
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Einen Text zur Einführung und Leseproben finden Sie HIER:
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Es geht weiter mit der Geschichte um Olt. Helmut Krause:
23. April 2018 - Betrifft: Uffz.Werner Gitter
Sehr geehrter Herr Hans-Jürgen Zeis!
ich bin durch Zufall auf Ihren Blogg gestossen und es hat mich unendlich traurig gemacht, das ich Das meinem Vater" Werner Gitter" Uffz.Gitter, nicht mehr zeigen konnte.
Nun, mein Vater war der Fahrer von " PiKra" im Panzer Nr. 300 .
Ich sah hier einige Bilder, die auch mein Vater im Besitz hatte. Er hat erzählt das Helmut Krause immer eine Kamera auf dem Panzer hatte um Bilder von Kämpfen u.s.w. zu schiessen.
Ich bin noch im Besitz von einpaar Bildern, die aus dieser Kamera stammen muessen.
Mein Vater heiratete im Jahre 1943 und bekam anlässlich seiner Hochzeit ein Buch von Helmut`s Eltern( Willibald und Dora Krause) , mit einer persönlichen Wittmung zum Gedenken an Helmut`s Tod. Dieses Buch hiess" So kämpften Panzer" Autor- Jungenfeld .
Hier sind Bilder des Sohnes von Uffz.Werner Gitter:
Brand von Kostjukowitschi WNW- Kritschew am Sosh |
Warthelager Vor Einmarsch in Russland |
3 Tage nach Abschuß Helmuts Panzer in Kostjukowitschi 24.7.41 - Nach Hilpert im August |
Panzer 314 des Feldwebel Blum abgeschossen 4.7.41 bei Stary Bychov (Helmut bis 6.7. dort) Lag noch im November 42 am Waldrande |
links unten: Funker Ubel, links: Uffz Gitter, Helmuts Panzer 300 mit Feldwebel Hildigund am 17.7. bei Propoisk verwundet. Bis 23.8.41 aufgenommen von Ladeschütze Gefreiter Strunz |
Nahe Konotop In der Nacht schliefen Helmut und Hilpert auf Bohnenstroh... |
Helmut mit Kopfhörer bei Stary Bychow |
Noch leben alle... |
Uffz. Werner Gitter auf seinem Panzer IV |
abgeschossener russischer Panzer nach der Brücke I (Bild 190) Kostjukowitschi |
li. Uffz. Werner Gitter 1944 in Italien |