Zu Besuch bei Olt.Werner Baeck - (Chef der 8.Kompanie) Besuch am 7.11.2015 in Altwarmbüchen.
... und nun folgt:
Werner Baeck als Fahnenjunker, im Panzermuseum und als Leutnant... |
Werner Baeck trauert etwas seinen welligen Haaren nach... |
... und nun folgt:
Ein Sanitätssoldat spielt die "Sankt Ludwigs Serenade"
Aufzeichnung aus dem Gedächtnis: Wir haben nicht die Heldengeschichten rauf und runter laufen lassen. Es sollte nicht von Tod und Sterben geredet werden. Werner Baeck ist 96 und es sollte ein angenehmes Wochenende für ihn werden. Um so schöner, als er uns die Geschichte von der "Sankt Ludwigs Serenade" erzählte.
Ich habe zunächst etwas ratlos geguckt, denn ich hatte noch nie davon gehört! Er war sichtlich amüsiert und rückte dann mit der Wahrheit heraus: Es gab einen sehr talentierten Sanitätssoldaten mit perfektem Klavierspiel. In der Offiziersmesse folgte nach Bekanntgabe der Sankt Ludwigs Serenade das Klavierspiel wie oben zu dem Link geführt wird.
Werner Back: Über Politik wurde bei uns grundsätzlich nicht geredet!
Das wurde erst nach dem Juli 1944 anders, als die Politoffiziere zu uns kamen. Dann wurde auch anders gegrüßt! Nicht mehr mit der Hand an die Mütze, sondern wir mussten mit HH grüßen.
"Die Szene mit Saint Louis Blues spielte im Offiziers-Kasino
vom Pz.-Rgt. 2 in Eisenach Herbst 1938. Sie erinnert daran, dass zu Nazis Zeiten
diese amerikanischen Musiktitel bei uns verboten waren und wie man im
Offizierskasino damit umging, so dass die Musikdarbietung als “St.
Ludwigs-Serenade” angekündigt wurde, und als der Junge dann in die Tasten haute,
brach ein Sturm der Begeisterung los!"
Sein 8mm Film über "Dornröschen" wurde nie fertig und liegt noch in Rohfassung bei ihm.
"Ein paar Worte plus Fotos zum Film “Dornröschen 1940” folgen,
ebenso ein Bericht zur Vor-Verlobung auf russischem Acker per
Feldtelefon. "
Dann hatte ich Ihnen von früheren Erlebnissen erzählt. Dass
ich 1940 nach meiner Verwundung im Lazarett Reutlingen eine
sehr charmante Rot-Kreuz-Schwester kennen lernen durfte, die
als Hauptdarstellerin in einem von mir beabsichtigten Schmalfilm “Dornröschen
1940” endlich wachgeküsst werden würde... Sie war später als DRK-Schwester auf
einer Verbands-Station in Russland südlich von Kiew eingesetzt, wo ich sie mit
einem erbeuteten Pkw über den ca. 1,2 km breiten, noch zugefrorenen Dnjepr
besucht habe! Seinerzeit war ich etwas südlich Woronesh im großen Don-Bogen, die
Front war eingefroren... Es wurde angefragt, ob man besondere Terminwünsche für
den nächsten Heimat-Urlaub hätte. Natürlich hätte ich den sehr gern zur gleichen
Zeit wie mein “Dornröschen” genommen und versuchte, mit ihr eine schnelle
Verbindung herzustellen, mit der Feldpost natürlich viel zu langsam, und alle
heutigen Kontaktmittel gab es ja noch lange nicht. Also versuchte ich mein Glück
bei einem Nachrichtensoldaten, der mit seinem Feldtelefon irgendwo am Rand eines
russischen Ackers paar hundert Meter hinter der Front seinen Telefondraht
wickelte. So ein Feldtelefon hatte etwa die Größe eines PKW-Verbandkastens, eine
kleine Kurbel erzeugte das Klingeln an der nächsten Station, die Verbindung ein
Telefondraht... Diesen Menschen fragte ich, ob er eine Verbindung zur DV Desna
(der nächsten Divisions-Vermittlung) herstellen könne. Ja, und von da gelangte
ich tatsächlich bis in das rund 400 km entfernte Kiew in das Lazarett, in dem
ich meine Liebste wusste. Ich geriet aber erst mal an die Oberschwester; die
fragte ich nach der Chance gleichzeitiger Urlaubstermine. Weit gefehlt, so etwas
ginge nur bei Ehepaaren, allenfalls vielleicht auch bei Verlobten, aber so...?
Ich bat um direkte Rücksprache und tatsächlich, sie rief nach
Schwester Ruth, die freudig erstaunt war, wer da an der Strippe hing, und ich
konnte ihr erklären, um was es ging und dass gleichzeitiger Urlaub nur Verlobten
oder Ehepaaren gewährt werden könne. Und was sie denn davon halte. Sie dachte
nicht lange nach und sie stimmte zu !Wir verabredeten Termine zuerst bei meiner
und dann bei ihrer Mutter. Und so steht in unseren Eheringen statt eines
Verlobungstermins “Urlaub Juni 1943”! Ich bin mir sicher, das ist einmalig und
unwiederholbar!
Seinen Bericht über seinen Heiratsantrag via Feldtelefon aus der Kalmückensteppe zum Lazarett nach Kiew habe ich mir erbeten und ich werde ihn sofort einstellen als Weihnachtsgeschichte, sobald ich ihn bekomme.
Es hat sich auch wieder bestätigt, dass Demütigungen niemals vergessen werden und sich für immer in die Seele einbrennen. Im Lazarett musste er erfahren, dass er von der Offiziersanwärter Liste gestrichen wurde. Erst in der Personalakte, welche ihm von Frederick Clemens übermittelt wurde konnte er erfahren dass der Grund seine "Nichtadeligkeit" war. Bei Panzer 2 war man adelig, oder man hatte schlechte Karten. Beruhigend ist, dass Panzer 35 ihm seine Laufbahn wieder ermöglichte, obwohl auch hier der Grund nicht ersichtlich war. Spricht wieder für v.Cossel, Schultz und Schulz-Merkel.
"Die Mitteilung vom Pz.Rgt. 2, von der Liste der
Offiziersanwärter gestrichen worden zu sein, erreichte mich 1940 an meinem 21.
Geburtstag im Res.-Lazarett Reutlingen; eine Begründung wurde mir nicht
eröffnet. Spätere Truppenteile wie Pz.-Rgt. 204 und Pz.-Rgt. 35 bemühten sich
eingehend um Klärung und konnten den Wortlaut, den
ich erst durch Frederick Clemens zu lesen bekam, überhaupt nicht
nachvollziehen - was erkennen lässt, dass diese miese Beurteilung
beim “Panzer-Regiment von 2” ziemlich frei erfunden worden
war..."
An den Tag, als Cossel* fiel kann er sich noch gut erinnern. Er war mit seinen Leuten in ein Wäldchen untergezogen und sie gruben sich zum schlafen unter den Panzer etwas in Mulden ein. Als die Granaten krepierten, welche zum Tode von Cossel führten, riss es ihn aus dem Schlaf und er knallte schlaftrunken mit der Nase an die Unterseite des Panzers und brach sich die Nase.
"Der Nasenbeinbruch ereignete sich am 8.7.1944 nachts, als uns
so ein russischer Flieger (ähnlich unserem Fieseler Storch) mit kleinen Bomben
etwa wie Handgranaten aus dem Schlaf riss. Das war nicht der Tag von v. Cossels
Tod."
Mir wurde die Beschaffenheit von "Uhrenglas" Boden erklärt. Es sind flach gekrümmte Bodenwellen, ähnlich dem Glas einer Armbanduhr (früher) Der Kommandant stellte sich hoch aufgerichtet auf den Turm und dirigierte vorsichtig den Fahrer, der ausser Sonnenblumen nichts sah, nach vorne. So wurde der Panzer nicht entdeckt und man pirschte vorsichtig nach vorne.
>“Uhrglas-Höhen” waren keine Bodenwellen, sondern ausgedehnte
Flächen bis zum Horizont, deren Krümmung etwa der Flugbahn unserer Geschosse
entsprach. Entfernungs-Schätzen war enorm schwierig.<
Ins Rohr geschaut - auf den Tod gewartet...
Wer schon mal einen Unfall hatte, (Motorradunfall) der weiss, wie sich die Zeit im Moment des Unglücks zu dehnen vermag... Aus Sekunden wird eine lange zeitliche Sequenz und man kann sich oft wie in einer Zeitlupenaufnahme an berstende Gegenstände erinnern, oder das Fallen nimmt kein Ende mehr und dauert schier ewig...
So mag es gewesen sein, als um die Hausecke der T34 bog und Baeck sprachlos in das schwarze Loch der Kanone starrte...
Er erstarrte und wartete auf den kommenden Schuss!
Nichts geschah...
Baeck vermutet, dass es der anderen Besatzung genauso wie ihm erging und die Leute auf "Tauchstation" gingen...
Im Rohrrücklauf lag ein klemmendes Teil der Ladeschützensicherung!
Lt.Baeck fuhr mit dem Panzer dicht an eine Hütte und drückte die Kanone gegen einen Stützbalken... Dabei schob es das Rohr soweit nach hinten, dass die Ladeschützensicherung wieder herausgenommen werden konnte. In der Folgezeit wurde ohne Ladeschützensicherung geschossen.
"Die Dramatik mit dem plötzlich vor mir stehenden T 34
entstand, weil unser Schuss haarscharf über dessen Turm hinweg ging und wir
nicht sofort den 2. Schuss lösen konnten! Ich blickte in das schwarze
Mündungsloch der gefürchteten 7,62 und rechnete mit meinem unmittelbar
bevorstehenden Tod... Sekunden dehnten sich in höchster Todesangst. Warum
schoss mein Richtschütze denn nicht??? Wieso hatte er überhaupt drüber weg
geschossen und nicht getroffen??? Trotz oder besser wegen der ganz kurzen
Entfernung, weil unsere Zieloptik natürlich auf vielleicht 500 und nicht auf 5
Meter eingestellt war! Und warum kam es nicht zum nächsten Schuss?Weil gerade in
dieser dramatischen Situation unsere Kanone ausfiel: das kleine Hebelchen der
Ladeschützen-Sicherung war heruntergefallen und verhinderte den letzten cm
Vorlauf der Kanone. Der Verschluss ging nicht auf, man konnte nicht laden,
wenige Meter von einem der gefürchteten T 34 entfernt.
Meine Schreck-Starre löste sich, per Funk bat ich meinen
Nachbarn, den Panzer vor mir abzuschießen; erst jetzt konnten wir uns mit
unserer Kanone beschäftigen...!
17 Mutter im Oberschenkel...
"Es war ein 17-er Schraubenkopf in meinem Oberschenkel."
Zum 17-er Schraubenkopf: Der gehört zu meiner letzten Verwundung kurz vor dem 10.8.1944. Wir standen an einem Dorfrand locker zwischen Häusern, rechts von uns eine Höhe, hinter die wir nicht sehen konnten; aber man hatte mir gesagt, wir seien rechts angelehnt an eine Infanterie Einheit, so dass ich unsere rechte Flanke nicht für offen hielt. Wir wurden frontal von T 34 angegriffen und wehrten uns nach besten Kräften; doch ich bemerkte, dass einer nach dem anderen meiner Einheit abgeschossen wurde! Und dann erwischte es mich auch, wir bekamen einen Treffer, ich stand bei wie immer offener Turmluke wie im Schornstein der Explosionsflammen und erlitt Verbrennungen (1. bis 3. Grades) an Gesicht und Händen, außerdem einen Splitter in den Oberschenkel. Das also war’s!
Kraftlos ließ ich mich auf den Sitz fallen... und dann war ich aber auch schon draußen! Trotz MG-Feuer um mich herum rannte ich weg, fand ein sogenanntes Panzer Deckungsloch und ließ mich hineinfallen. Und kam dann kaum wieder heraus mit dem verletzten Bein! Aber da ist ein so starker Überlebens-Willen, dass man Erstaunliches schafft.
Ich weiß heute nicht mehr, wer von meiner Besatzung auch noch raus gekommen war, doch ich war nicht der Einzige, der da zu Fuß von Deckung zu Deckung zurückflitzte, so gut es ging.
Schließlich erreichten wir einen Sanitäts - SPW (Schützen-Panzer-Wagen, Halbkettenfahrzeug) für den ersten Notverband und den Weg zurück zum Gefechtsstand der Abteilung. Hier fand ich den Herrn (Name entfallen) wieder, der mir die Auskunft gegeben hatte, wir seien rechts an Panzer-Grenadiere angelehnt. Ich berichtete ihm vom Verlauf des Gefechts und dass wir von eben dieser rechten Seite aus dem Hinterhang abgeschossen worden waren. Später im Lazarett wurde der irgendwie seltsam sechseckige Splitter vor dem Röntgen Bildschirm lokalisiert, indem so etwas wie eine Stricknadel in den Oberschenkel hineingesteckt wurde bis auf den Splitter, dann im rechten Winkel eine weitere Stricknadel (natürlich ohne Lokal-Anästhesie), so dass eindeutig zu erkennen war, wo dieser Splitter steckte, um ihn herauszuholen. Und er erwies sich als ein 17-er Schraubenkopf, der höchstwahrscheinlich von der Trennwand zum Motorraum meines Panzers stammte.
Wir waren also nicht rechts angelehnt an eigene Infanterie, sondern da hatte sich ein T 34 rechts hinter uns über die Höhe vorgeschoben und einen unserer Panzer nach dem anderen von rechts hinten abgeschossen!
Granate als Fliege...
Werner Baeck kann es heute noch nicht glauben, aber es ist wahr!
Er schaut aus seinem Turm, als es in der Ferne aufblitzt...
Werner Baeck nimmt das Glas und schaut auf den Punkt, wo es aufblitzte...
nanu dachte er- eine Fliege tanzt vor seinem Auge* auf und dann ab...
Dann kracht es vor ihm und die auf ihn abgefeuerte Pak Granate krepiert im Dreck!
Er kann es nicht glauben, er hat die Granate auf sich zufliegen sehen und sie für eine tanzende Fliege gehalten. Es war die Krümmung der Flugbahn. Die Fliege war die Granate...
Die begleitenden Panzer machten dann die Pak nieder...
*"Die scheinbare Fliege vor meinem Fernglas, nicht Auge."
Granate wischt Kopfhörer ab...
Lt. Baeck schaut aus dem Turm. er hat nur einen Kopfhörer am Ohr, da das andereie Umgebungsgeräusche offen sein muss. Plötzlich wischt es ihm den Kopfhörer mit einem zischen vom Kopf. Er denkt sich: da ist doch kein Baum, kein Zweig?" So fühlte und hörte es sich an... Es war eine Granate, die so haarscharf über seinen Kopf flog, dass der Kopfhörer davon flog...
"Das Erlebnis, dass es ein Artilleriegeschoss war, das mir den
Kopfhörer samt Mütze vom Kopf riss, war als ich noch bei Pz.-Rgt. 204 war im 38
T und wir aus nördlicher Richtung auf Donezk stießen und heftiges
Artilleriefeuer in flotter Fahrt zu unterlaufen versuchten. Diese Granate
detonierte kurz hinter uns..."
Als er einmal auf Urlaub zuhause auf dem Sofa lag und dahindämmerte, ließ im Nebenzimmer jemand den Rolladen rauschend herabfallen...Baeck schrie auf und liess sich auf den Boden fallen...
Die Umherstehenden Eltern wussten nicht was los war. Es war genau das Geräusch, das eine heranrauschende Granate macht! Es war die bereits gewohnte Todesangst und schnelle Reaktion des kriegserfahrenen Soldaten...
"Ich lag nicht auf dem Sofa, sondern wir saßen beim Abendbrot,
als im Stockwerk über uns ein Rollladen herabgelassen wurde. Ich erschrak, wurde
kreidebleich und meine Lieben fragten bestürzt, was denn mit mir los sei. Ich
konnte nur erklären, dass dieses Geräusch genau dem ähnelte, das eine Granate
kurz vor dem Einschlag verursacht. Ein Beispiel für den Erfahrungsschatz, der
sich erst im Kriegseinsatz ansammeln kann und den man in der Ausbildung in der
Ersatzabteilung nicht vermitteln kann. - (Eltern waren da nicht, die Ehe
meiner Eltern endete, während ich zur Grundschule ging)."
Fortsetzung folgt...
11.November - Fortsetzung erfolgt in der Weise, dass Werner Baeck meinen Blogeintrag gelesen hat und mir sofort geschrieben hat, was sich tatsächlich aus seiner Sicht ereignete und mit seinen Original-Erlebnissen meinen Beitrag wesentlich mehr Authentizität verleiht. Man sieht wie wichtig es ist das "Original" als Co-Autor zu haben.
Messerscharfer Verstand, glasklare Aussprache... Bemerkenswerter Mensch..
17.November 2015
Ich habe Robert Wern angerufen und von Lt. Baeck erzählt... Er konnte sich sofort an ihn erinnern. Fuhr sogar einmal im Panzer mit ihm. Er sagte gleich, dass Lt. Baeck nur kurze Zeit bei ihnen war. Er richtete schöne und herzliche Grüße an ihn aus. Fragte nach "Piefke", ebenfalls 8. Kompanie (Hans Schmidt / leider am 9.Februar 2015 nach schwerer Krankheit verstorben) Nach Rücksprache mit der Familie wird eine Todesanzeige noch veröffentlicht.
18.November 2015
Mail W.Baeck: Während der 12 Jahre meiner Tätigkeit als Werbeleiter der H. W. Appel Feinkost AG in Hannover hatte ich das Glück einer erfreulichen Bekanntschaft mit unserem Lebensmittelchemiker, Herrn Dr. Haß, einem etwa fünf Jahre älteren ehemaligen
Marineoffizier. Er steckte voller interessanter und offensichtlich auch vorwiegend
wahrer Geschichten, Erlebnisse und Anekdoten. Eine davon ist mir in Erinnerung
geblieben, und ich gebe sie so gut es geht wieder:
Erster Weltkrieg.
Ein Geleitzug mehrerer Kriegsschiffe wird angeführt vom Panzerkreuzer Emden; den Schluss bildet eine Fregatte, deren Name mir entfallen ist.
Es ist Samstag, etwa 11 Uhr 30. Mit Flaggensignalen wird - von Schiff zu Schiff - folgende Nachricht von der Emden an die Fregatte gewinkt:
“Morgen 10 Uhr kommt der Marinepfarrer zum Abhalten des evangelischen Gottesdienstes an Bord.”
Die Fregatte gibt über Signalgast die Frage zurück, welches Lied gesungen wird. Man will das ja vorher einüben. Die Antwort vom Panzerkreuzer Emden, wieder mit Flaggen über alle Schiffe des Geleitzuges weitergegeben:
“Herr, wie groß ist Deine Güte”.
Inzwischen war um 12 Uhr Wachwechsel gewesen, und der auf der Fregatte jetzt dienst-tuende Signalgast weiß mit diesem Spruch nichts anzufangen. So kommt es, dass die Fregatte zurück
signalisiert:
“Kann mit Bordmitteln nicht festgestellt werden”.
22.11.2015
Mail von Werner Baeck. Wichtige Ergänzungen zu den Schilderungen. Die Marineerzählung hätte natürlich nicht in den Blog gehört, aber die Anekdote ist so köstlich, dass man sie getrost einbinden muss! Man darf gespannt sein, was der phänomenale Werner Baeck an original erzählten Erlebnissen noch "liefern" kann!
24.11.2015
Heute von mir ein unbedeutender und doch lustiger Beitrag aus
der Ausbildung zum Unteroffizier. Leider weiß ich nicht mehr genau, wann und wo
das war...
Die Anwärter für die demnächst vorgesehene Beförderung zum
Unteroffizier werden von einem Leutnant ausgebildet. Der Kompanie-Chef kommt, um
sich das anzusehen. Der Leutnant fragt, wie Befehle gegeben werden sollen. Einer
der Anwärter antwortet “Klar und deutlich”. Und der Kompaniechef fällt diesem
Ausbildungsgespräch ins Wort und sagt: “Völlig falsch! – Passen Sie mal auf” und
wendet sich an den ‘Haufen’ der Auszubildenden:
“Alles hört auf mein
Kommando!”
“Ans andere Ende des Exerzierplatzes – Marschmarsch!”
Die
rennen die ziemlich lange Strecke da hin und stehen in Reih und Glied, Gewehr
bei Fuß, locker da in Erwartung weiterer Befehle.
Und die kamen, wie gewohnt,
und laut:
“Kompaniiiiie
Wildemann!” verstanden wurde
“Kompanie stillgestanden”
“Ach Herrjeeeee
bück!”
verstanden wurde “Das Gewehr
über!”
“Brechts
krumm!”
verstanden wurde
“Rechts
um!”
“Nimm’s gleich mit
Barsch!”
verstanden wurde “Im Gleichschritt marsch!”
und sie marschierten
los...
13. Januar 2016 -
Auf die Frage wie er die letzten Friedenstage 1939 verbracht habe:
13. Januar 2016 -
Auf die Frage wie er die letzten Friedenstage 1939 verbracht habe:
Erinnerungen an “letzte Friedenstage” liegen bei mir nicht
vor; denn uns wurde ja auch nicht gesagt, “in ein paare Tagen fängt hier der
Krieg an”. Sehr wohl aber erinnere ich mich an unser erstes Gefecht; denn
niemand von uns wurde in der Ausbildung zuvor scharf beschossen. So war das der
Einstieg in völlig Ungewohntes! Wenn man beschossen wird, weiß man nicht, woher
eigentlich, außer man kann am Mündungsfeuer erkennen, woher geschossen wird. Da
wir nicht von PAK oder Panzern beschossen wurden, sondern allenfalls von
MG-Feuer, war das alles unangenehm ungewohnt, fühlte sich gefährlich an, ohne
dass man ahnte, woher eigentlich die Gefahr drohte! Daraus entstand die
scheinbare Lösung, was sich “feindseitig” bewegte, muss wohl Feind sein. Das hat
sicher so manchen Zivilisten das Leben gekostet; denn die Sichtverhältnisse aus
der Optik der eignen Waffe (MG) waren ja nur auf ein recht begrenztes Stück
Landschaft beschränkt. Daraus entwickelte sich relativ bald, dass wir
Panzer-Kommandanten den Turm-Deckel offen ließen und oben
rausguckten; nur so konnte man sich orientieren, und viele Kommandanten sind
durch Kopfschuss gefallen! Ein Freund von mir allerdings wurde (nicht am Kopf)
tödlich getroffen, wohl weil sein Fahrer seine Sichtklappe offen
hatte...
Der erste “Feind” in polnischer Uniform war ein verwundeter
Sanitätssoldat, der nur noch schwach mit seiner Hand uns mit Gesten zu bitten
versuchte, ihn nicht zu überrollen! Er konnte nicht ahnen, dass ich am liebsten
ausgestiegen wäre, um ihm zu helfen...
Generell also ist vom ersten Kriegstag zu berichten, dass er
geprägt war von Unsicherheit und der nicht lokalisierbaren Vorstellung von
Gefahr. Und genau daraus entwickelte sich im Lauf der Zeit die “Erfahrung”, wie
damit umzugehen ist, wie dieser Unsicherheit zu begegnen ist und wie sich die
Gefahr bezüglich ihres Ursprungs am besten lokalisieren lässt, um ihr wirksam
begegnen zu können, eben der “Fronterfahrung”. Einem unschätzbaren Gut, der der
in vielen Gefechten Erfahrene sein Leben verdankte, während so mancher frisch
zur Front versetzte dieser seiner Unkenntnis zum Opfer gefallen ist. Es gab
unter Landsern die Redensart “...gefallen aus Dusseligkeit”, eine sehr hässliche
Rede mit sehr wahrem Hintergrund.
Lt. Baeck ganz links in der 3. Kompanie (Georgi) 1943 "Ja, es war eine Marotte von mir, meine Kopfbedeckung entgegen der üblichen Norm stets links zu tragen, so also auch mein Schiffchen.
Diese beiden Auszeichnungen sind noch vorhanden, nur nicht mehr so blank". ...
Lt. Baeck ganz links in der 3. Kompanie (Georgi) 1943 "Ja, es war eine Marotte von mir, meine Kopfbedeckung entgegen der üblichen Norm stets links zu tragen, so also auch mein Schiffchen.
Diese beiden Auszeichnungen sind noch vorhanden, nur nicht mehr so blank". ...
Olt. Gerd Georgi 1943 Feb./März mit seinen Zugführern und Feldwebeln und Mannschaften 1943 |