Das ist ein "Gespann" der Oberleutnant Fritz Schneider und sein "Putzer" OGfr. Robert Wern!
Die ausgelagerte 8.Kp. (ehem. 4. Kp.Pfister-schwere Kp.) untersteht Hptm. Küspert.
Spiess ist HptFw. Schuhmacher.
Ein unvergessliches Erlebnis!
Besuch bei Robert Wern mit Fritz Schneider im Altersheim am 28.12.2011
Für Robert Wern eine ganz grosse Freude!
So klingt es, wenn sich zwei richtige Original Nürnberger in breitem Dialekt unterhalten!
Die Reste der 8.Kp. - Ludwig Fritzmann lebt noch in Zeil am Main, und Hans Schmidt (Piefke)
in Neuendettelsau... Die Reste der 8.Kp. trafen sich bereits 1946 am Hauptmarkt in Nürnberg. Dort erfuhr auch Robert Wern, dass Fritz Schneider noch lebt. Innerhalb der Panzerkameradschaft Nürnberg und der Panzerkameradschaft in Bamberg, traf sich der Kreis der 8.Kompanie zu eigenen Treffen mit organisierten Ausflügen. ( Robert Wern: "Da waren sogar einmal Offiziere dabei!") Die blieben dann allerdings weg und Fritz war der einzige Offizier, der dem Kreis der 8.Kp treu blieb. Es waren Feldwebel, Unteroffiziere und Mannschaften die die Kameradschaft pflegten und nach und nach wegstarben. Manche Veteranen waren regelmässig bei den Nürnberger und Bamberger Kameradschaften. Robert Wern:" Ich war einmal in Bamberg - da hat mich keiner gekannt, dann bin ich nicht mehr hingegangen!"
Der Umgang zwischen den Diensträngen, zwischen unterschiedlichem wirtschaftlichen Wohlstand, hinterlässt tiefgreifende Spuren. Trifft sich Rang und Wohlstand, wird der Unterschied am deutlichsten, die Kluft am breitesten. Rang und wirtschaftlicher Stand haben unüberbrückbare Gräben aufgebrochen, die nie zugeschüttet werden konnten. Es war eine Sache des Charakters, die Dinge sehen zu wollen, oder die Augen zu verschliessen - daran hat sich bis heute nichts geändert. Auch im Panzer gab es die Hirarchie des oben sitzenden Kommandeurs, des Ladeschützen, des Richtschützen, des Fahrers und des Funkers... Es gibt noch viel zu lernen!
Wir haben noch viel aufzuarbeiten in diesem Blog...
Wir fangen ganz unten an, beim Panzerschützen, beim Ladeschützen, beim Funker...
Beim Gefreiten, der keine Chance auf Karriere hatte...
Bei Robert Wern sind wir auf einer ganz wichtigen und lehrreichen Lernstufe angekommen.
Hier trifft sich der Überlebenskünstler mit "33 Tagen Bau" - ohne Chance auf Beförderung, mit dem wohlhabenden, gut gebildeten Offizier Fritz Schneider, der allerdings Skrupel, Gefühl, Nächstenliebe, Wertgefühl von (wahrscheinlich) seiner Mutter mitbekommt, der aber ein Einzelkind des Wohlstandes, ja Reichtums ist. Er bekommt das 8 Uhr-Blatt an die Front nachgesendet. Geht aus dem Heimaturlaub mit Gläsern von Spargel und Wurst, Puddingpulver und Bargeld in ausreichendem Umfange. Er wird sofort nach seiner Verwundung und Transport in das Lazarett in Breslau, von seiner Mutter besucht. All dies hatten Soldaten wie Robert Wern nicht. Hier tut sich eine andere Welt auf! Es ist die Welt des Proletariates, das Kanonenfutter dieses Krieges. Sie haben schon verloren, als der Krieg begann. Aber auch von ihnen werden einige überleben, die dann nicht in teuren Seniorenwohnstiften leben können, sondern erst ihre Wohnungen auflösen müssen, um in den Genuss von Zuschüssen zu kommen. Ihre offenen Beine können nicht in Spezialkliniken behandelt werden. Hier trifft sich wieder das ordinäre Sterben mit Urin und Scheisse, genau wie damals. Diese Genossen kennen sich seit Jahrhunderten gut - der Gestank, die Exkremente, die Einsamkeit, die Schlaflosigkeit, die Verzweiflung, der Schmerz... Sie kennen sich aus den Panzern, den Lazaretten, den Lagern...
Hier geht es nicht um Orden, um Dienstränge...
Es zählen nur noch ganz einfache menschliche Werte.
Robert Wern zu seinem "Weltenburger Klosterbier" das ich ihm im Sechserpack mit brachte: " Das trinke ich nicht! Das geniesse ich Schluck für Schluck!" Das trinkt er nicht aus einem Krug, das trinkt er aus einem Glas, denn dieses Bier will er sehen!
Zum Abschied wollte er uns gesammelten Honig schenken, den er in kleinen Plastikverpackungen bekommt und in seinem Schrank sammelt. Gerne habe ich diesen Tag im alten Jahr Robert Wern und Fritz Schneider gewidmet und mit den beiden den Tag verbracht. Ich habe wieder dazugelernt und so wie wir die Beine von Robert Wern aufwickeln werden, so wickeln wir die Scheinheiligkeit der ordensgeschmückten Uniformen, den falschen Schein des Regimentes auf und erkennen die Wirklichkeit. Um zu erkennen, und um uns selbst zu erkennen. Wir fangen oben an, beim Ritterkreuz mit Eichenlaub und Brillanten. Entkleiden den ordensbedeckten Rock, lassen zuletzt die Hosen runter, wickeln die leidenden Beine auf und legen die offenen Wunden frei - und versuchen noch die Schmerzen des Körpers und der Seele zu lindern! Waschen zu allerletzt die Füsse... Und betten den Leichnam zur Ruhe. Bis dahin haben wir noch etwas Zeit und müssen arbeiten. Carpe diem... 2012
Fritz Schneiders "Markenzeichen" war ein sehr langer Mantel. Es muss eine Art Kradmeldermantel gewesen sein. Major Fritz Schultz sagte nach dem Krieg in Bamberg zu Fritz: "Ach Sie sind doch der mit dem langen Mantel!" Fritz bekam Befehl, sich den Mantel kürzen zu lassen, doch den befolgte er nicht, da der Mantel Schlafsack, Wind- und Wetterschutz war. Robert Wern: "Ich musste den Mantel immer zusammenrollen. Da war auch immer eine Decke dabei. Ich hatte immer Nägel dabei und in jedem Quartier, schlug ich einen Nagel in die Wand und hängte die mit einem Ledergürtel zusammengeschnürte Rolle an die Wand. - Weisst Du auch warum? fragte er mich... Weil sonst alles vollgekotzt worden wäre!" Es wurde gesoffen was es gab - "Komasaufen" war gang und gäbe.
3 Kommentare:
Danke für das Material.
Gesundheit und ein langes Leben dieser Menschen
Military Reihen - nichts im Angesicht des Todes. Die Hauptsache - Mensch zu sein.
Knallhart, ergreifend und zum Nachdenken aufrüttelnd erinnert uns Hans-Jürgen gerade zu Weihnachten, dass es eine heile Welt damals wie heute nicht gibt.
Sein Rezept etwas zur Verbesserung zu tun liefert er gleich mit: ehrliche Aufarbeitung.
Da wir zum Glück ehemalige Gegner aus Russland und den USA an Bord haben, kann das sogar gemeinsam getan werden.
Ein hoffnungsvoller Zufall oder Zeichen ist, dass direkt neben dem Aufsatz von Hans-Jürgen das Projekt „Leonora“ steht, welches wohl auch seine Idee war.
Diese Besuche und Gespräche mit Fritz Schneider und Robert Wern sind wunderbar und sorgen für tolle Lektüre! Ich bin durchaus genießen jeden neuen Blog-Eintrag. Ich frage mich, ob Obergefreiter Wern ever "gekickt" junge Leutnant Karl Gsell in den Arsch? Hahahaha!
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