Als ich „Militarismuss“ „studierte“
Von Rudolf Kaberka, aus 2008 - Rostock -
Er war in Bamberg in der Ausbildung, dann aber in Afrika,
bei der Pz.Abt. 51 (Panther, Kursk) und dann Schule Wieschau,
dort am
Ende noch im Einsatz.
Vom Jahrgang
1923 – „Ich kam durch“!!!
Einige
allgemeine Vorbemerkungen, sicher ist das den historisch Interessierten auch
bekannt.
Die
Panzertruppe sah sich in der „glorreichen“ Tradition der Husaren, Dragoner und kavallerierten
Regimenter, auch Ulanen u.s.w.
Daher
auch einige Ausstattungselemente der schwarzen Pz.-Uniform. (Totenkopf)
Die
sogenannten Panzergrenadiere oder mit Kettenfahrzeugen ausgerüstete Artillerie
gehörten nicht dazu.
Das
Pz. Rgt. 35 hatte die verpflichtende Tradition des Bayerischen Kavallerie-Rgt.
17 übernommen, die Kasernen lagen im schönen Bamberg dicht nebeneinander.
Ein
würdiger „Spross“ des Kav.-Rgt. 17 war der Oberst Graf v. Stauffenberg, welcher
auch ehrenhalber als Angehöriger des Pz.-Rgt. 35 genannt wurde. (Bekannt: Hitlerattentat
- Wolfsschanze usw.)
Ich
gehörte ab 3. Mai 1941 der 4. Kompanie des Pz.-Rgt. 35 an.
Kp.
Chef Oberleutnant Junge (sollte mir im Juni 1944 in der Genesungskompanie des Pz.-Rgt.
33 St.Pölten in Böheimkirchen, als schwerst verwundeter Hauptmann wieder
begegnen, doch das ist eine andere Geschichte !!)
Da
gab es noch den Oberfähnrich Glück (vom Opelhaus Glück in Leipzig, am
Johannisplatz) Weitere Namen sind mir noch geläufig, wie Feldwebel
Partheymüller, Unteroffizier Geisendörfer, Obergefreiter Zametzer, Oberfeldwebel
Tischler als Fahrlehrer (besaß Autoreparatur und
Tankstelle in Erfurt/Thür.), Schirrmeister Kluge, Funkmeister Richter.
Die
harte Grundausbildungszeit (Rekrutenzeit) war vorüber und es war ein schöner Sommer.
Wir atmeten auf. (Die Bayern sind doch die besseren „Preussen“, jedenfalls beim
militärischen Drill.)
Bamberg,
Ende Juli 1941
Wie
gesagt, die Rekrutenzeit war vorbei und jetzt waren wir „richtige“ Soldaten. Noch
keine brauchbaren „Panzerschützen“!
Uns
bildeten damals DIE aus, welche 1939 bis 1940 überall dabei gewesen waren und
zum Teil auch in Spanien in der „Legion Condor“ gekämpft hatten.
Es
gab also zur Zeit keine aufregenden Fronten, von Norwegen, dem serbischen Raum und
Nordafrika (davon später mehr) abgesehen.
„SIE“
waren also die heimgekehrten Helden und WIR die zu strapazierenden Rekruten.
Auch ich wurde erstmalig zu der „Großen Kasernenwache“ eingeteilt, was eine
besondere -Ehre- war. Der wichtigste Posten, der einzunehmen war, war der am
großen Kasernenhaupteingang - vor der Kaserne, vor dem großen TOR, steht eine
Laterne!
In
der schwarzen Panzeruniform, mit Stahlhelm und dem Gewehr 98 ausgerüstet, musste
vor jedem Offizier präsentiert und gemeldet werden! Der Gewehr-Präsentiergriff
musste gut klappen. Wenn man nach der Meldung angesprochen wurde, war bei der gewünschten
Antwort jeder Stabsoffizier (vom Major an aufwärts) in bzw. mit der "Dritten
Person" anzusprechen! 1943 wurde dieser Ritus abgeschafft. Sicher
passierten die meisten Offiziere dieses Ranges die Hauptwache im Auto. Aber
einmal stieg dennoch ein solcher von der Luftwaffe aus und wollte von mir die
genaue „Parole des Tages“ wissen, die ihm aber nur der Wachoffizier evtl. sagen
durfte! Als er mich dazu „anschnarrte“, löste ich erst einmal die Präsentierhaltung,
was ihm wohl zu lang dauerte, - und zu allem Unglück- sprach ich ihn nicht in
der 3. Person an. Das sollte mir wenige Wochen später den Gefreitenwinkel
kosten. Ich wurde nur Oberschütze! Von meiner Stube 13, belegt mit 6 Mann,
wurden 4 Gefreite und 2 Oberschütze.
Später,
in Böblingen, bei der Aufstellung der Panzerabteilung 202 des "Deutschen Afrikakorps"
(DAK) unter Major v. Blomberg, unter org. Leitung des Panzerregimentes 8 (Rommel)
wurde mir dennoch die Ehre zu Teil, den militärischen Dienstgrad meines Führers,
den Weltkriegsgefreiten A.H. zu erreichen! Somit war ich mit “IHM“
gleichgestellt!
Nun
zurück zur Hauptwache.
Es
waren etwa 30 Mann, davon 8 Unteroffiziersdienstgrade und der wachhabende Offizier,
welche an diesem Tag um einen Oblt. verstärkt wurden. Der Grund „entpuppte“
sich 2 Tage später - wie man sehen wird!
An
der sogenannten „Vergatterung“ nahm auch ein sogenannter Fallschirmbekämpfungstrupp
teil, der, wie schon erkennbar, zur Bekämpfung feindlicher Fallschirmjägertrupps
eingesetzt werden sollte. Tag und Nacht musste diese Einheit einsatzbereit sein.
(!) „Vergatterung“ bedeutete Erläuterung der Wachpflichten und -Rechte, Ausgabe
der sogenannten Parole sowie Ausgabe von scharfen Waffen und Munition etc.
Nun
hatte das Schicksal (Was ist das?) zum Beginn meines Soldatenlebens eine
besondere „Ouvertüre“ vorgesehen. („Vorsehung“ gebrauchte mein Führer A.H.
immer dann, wenn er Schicksal und Gott nicht nennen wollte.)
Zum
sogenannten Wach-„Lokal“ gehörte auch ein Anbau zur Aufnahme von Gefangenen,
z.B. für 3-, 14-, 21- Tage bis 4 Wochen "Karzer". Höhere Bestrafungen
wurden im jeweils zuständigen Militärgefängnis vollzogen. Während meiner
Wachtage (eine Vergatterungszeit dauerte meistens 4 bis 5 Tage), saß auch ein,
vom Wehrmachtsgefängnis Nürnberg „überstellter“, 2x zum Tode (durch Erschießen)
und 10 Jahren Festungshaft Verurteilter ein. In diesem Falle galten besondere
Sicherheitsvorschriften und Wachmaßnahmen.
Jetzt wurde uns klar, weshalb ein
zusätzlicher Offz. dem Wachzug beigeordnet worden war. Er war der Oblt. XXXX vom Stab des Pz.Rgt. 35, Offz. z.b.V., (zur besonderen Verwendung) er fungierte dann als Exekutionsoffizier.
Er war ein unsympathischer und scheinbar auch sehr verbitterter Mensch, denn er
hatte im Frankreichfeldzug den linken Arm verloren und die Sehkraft des rechten
Auges eingebüßt. Er war Berufsoffizier und sah nun seine Laufbahn am Ende.
Der
zugeführte Verurteilte (Delinquent) war der Gefreite (inzwischen degradiert!) Anton
Hüttel, 22 Jahre, gebürtig aus Bamberg, katholisch und Elektroinstallateur von
Beruf. Er gehörte einer Luftnachrichteneinheit an, war also kein Angehöriger
der Pz-Truppe. Wir durften einen Teil der Gerichtsakten lesen.
Sein "Vergehen" bestand in
folgendem:
Als
Angehöriger einer Ausbildungseinheit bei der rumänischen Armee, bei Bukarest
stationiert, fuhr er, als Funkspezialist einen Funkwagen, sogen. Kfz.15,
Mercedes „KÜBEL“ genannt.
Anton
Hüttel hatte eine rumänische Freundin und er fuhr eines Tages mit dem vollausgerüsteten
Funkwagen zu ihr. Da wurde ihm das Fahrzeug entführt, d.h. also gestohlen.
Seine
Bemühungen, es irgendwie wieder zu bekommen, schlugen nach 11-tägigen Entfernen
von der Truppe fehl, und er wurde von der Feldpolizei verhaftet, wobei er noch
bewaffneten Widerstand geleistet haben soll (Pistole 08). Obwohl Gespräche mit
ihm streng verboten waren, hat er uns, die vor der Zelle stehenden, so manches
erzählt. Schwere Fahnenflucht, Wehrsachbeschädigung in besonderem Fall mit
Feindbegünstigung, Geheimnisverrat, bewaffneter Widerstand.
Das reichte! zu
diesem Urteil.
Weshalb er in seiner Heimatstadt exekutiert werden sollte/musste,
haben wir nie konkret erfahren, dazu waren wir Mannschaftsdienstgrade nicht
kompetent genug.
Sonderbare Bestimmungen und Gesetze bzw. Befehle.
Vor
seiner Zelle musste ständig ein Posten stehen, mit Blick auf den Delinquenten,
damit er sich nichts „antut“ (!). (Suizidgefahr) Der Posten war dafür verantwortlich und hatte
im Fall, das „ER“ Hand an sich legt, (Suizid) mit einer Klingel sofort den Wachhabenden
zu alarmieren.
In die Zelle durften wir nicht gehen, da wir eine geladene
Pistole 08 hatten und „ER“ selbige uns entreißen könnte.
Also,
wir mussten unablässig durch das runde Loch in der Tür „IHN“ beobachten! Das
wäre ein interessantes Praktikum für einen Psychologiestudenten oder einen katholischen
Theologen gewesen.
Natürlich
sprach der Mann von sich, seinem Leben, seinen seelischen Schmerzen und auch
von seinem baldigen Tod in seiner Heimatstadt, wo er Kindheit und frühe Jugend
erlebt hatte.
Jedem
von uns, die „IHN“ stundenlang beobachten mussten, hat er dies erzählt.
Die in
den Nachbarzellen Einsitzenden kannten seine „Geschichten“ und riefen auch
zuweilen etwas zu, was auch verboten war, aber wie wollte man dies verhindern?
Nur, wenn die Verpflegungsausgabe stattfand, war eine gewisse Ruhe eingezogen.
Der
Verurteilte bekam die normale Kasernenverpflegung zugeteilt, die er auch zu
sich nahm.
Es
kam der Tag der Exekution, es muss in der ersten Augustwoche 1941 gewesen sein.
„Ausgerechnet“
ich, (wieso ich?), hatte von 4 Uhr bis 6 Uhr morgens Gefangenenbeobachtungswache.
5
Uhr kam ein katholischer Geistlicher aus Bamberg, in Begleitung des schon einmal
genannten Exekutions-Offz. Oblt. XXXX und eines Oberstabsrichters in das
Wachlokal - in den Zellentrakt, auch eskortiert von 2 Feldgendarmen (Militär-Polizei auch „Kettenhunde“ genannt!)
Ich
musste im engen Gang nur zur Seite treten. Die Pistole 08 am Koppel griffbereit,
nach vorn schieben, der Geistliche wie der Oberstabsrichter traten in die
Zelle.
Nach wenigen Minuten war der Geistliche mit Hüttel allein, nur der Oblt. XXXXX schaute durch den Türspion.
Als
der Geistliche gegangen war, wurde vom Oberstabsrichter Anton Hüttel nach einem
letzten Wunsch befragt, welcher (schier unglaubwürdig) nach Leberwurstbrötchen
und einem Weißbier verlangte.
Er bekam dies auch von den Feldgendarmen und
wurde dann von diesen eskortiert, dem Oblt. XXXX wie dem Oberstabsrichter,
dem wachhabenden Offz. und mir zum Fahrzeug geleitet, welches zur Exekutionsstätte
fuhr.
Das
Fahrzeug war mit seitlich angeordneten Holzbänken umfunktioniert worden, so dass „WIR“ uns gegenüber saßen.
Mir gegenüber war der Delinquent platziert! Ich höre
noch seine Worte:
„Das ist meine letzte Fahrt im schönen Bamberg“.
Hinter
uns fuhren noch 2 Pkw‘s mit der ganzen „Militärjuristerei“, den Kettenhunden,
und dem Exekutionskommando in Stärke von 12 Mann, alles
Unteroffiziersdienstgrade, Uffz. &
Fw., mit Frontbewährung und auch entsprechend dekoriert, diese saßen in
einem Kleinbus.
Das
Exekutionskommando war mit dem Karabiner K 98 ausgerüstet, wobei sie die Waffen
geladen und gesichert ausgehändigt bekamen. Man sagt: 6 K 98 wären scharf und
weitere 6 K 98 "nur" mit Platzpatronen geladen. Grund: Keiner vom Exekutionskommando
sollte „gewissenentlastend!“ wissen, dass sein Schuss der tötende gewesen ist.
(Unsinn, jeder Schütze merkt, oh er scharf oder mit Platzpatrone schießt!). Ein
plausibler Grund ist eher der, dass 12 scharfe Infanteriegeschoße, aus dieser
geringen Entfernung von ca. 15 bis 18 Metern, wenn alle in den Brustbereich eindringen,
schlimme „Zerfetzungen“ auslösen würden.
Beim
Erreichen des Exekutionsortes waren schon seitlich Abordnungen von allen
Kompanien angetreten, insgesamt etwa 80 bis 90 Mann, denn man wollte dieses
Geschehen als abschreckendes „Beispiel“ propagandistisch nutzten.
Und
nun hatte man es plötzlich sehr eilig. Wir verließen alle die Fahrzeuge. In Begleitung
des Oblt. XXXX wurde „ER“ an den Pfahl geführt und von den 2 Feldgendarmen
angebunden, wobei ihm vorher noch die Augen verbunden wurden. Ab „nun“ gab es
keine Kommandos mehr. Auf ein Zeichen des Exekutions-Offz. schwenkte das Exekutions-Peloton
in Formation vor den Pfahl. Das Kriegsgericht waltete seins Amtes, d.h. es
wurde nochmals das Urteil mit Begründung verlesen und danach, auf Handzeichen
vom Oblt. XXXX wurden die 12 Gewehre angelegt und auf ein weiteres Zeichen „Feuer“
befohlen!!
Ein Leben war ausgelöscht
worden.
Aus!
Vorbei!
Viele von uns waren in einen psychischen Notstand versetzt worden.
In
uns war auch etwas zerstört worden.
Die
„militärische“ Gründlichkeit und „Ordnung“ verlangte noch, dass ein Arzt den Tot
(hier nicht mit -d-) feststellte, was er auch tat, indem er die Augenbinde
abnahm und an den Augen den Tod - oder nicht, feststellte.
Im Fall, dass er noch
lebte, hätte der Exekutions-Offz. ihm noch mit seiner Pistole den „Gnadenschuss“
geben müssen.
Anton
Hüttel wurde abgebunden und in einen bereitgehaltenen Sarg -- buchstäblich --
fallengelassen.
Nachdem
alle weggetreten, abgefahren waren, wurde auch der Leichnam „verladen“.
Ich und
2 andere Kameraden mussten wieder ins Wachlokal zurück, denn wir waren ja noch „vergattert“.
Der Soldatenalltag ging „äußerlich“ weiter. In den 3 darauffolgenden Tage habe
ich wenig gegessen und versucht, meine „Vaterlandsliebe“ etwas zu ordnen o.ä. damit
zurechtzukommen.
Aber
für lange Weile war kein Platz bei den „Preussen“, auch im bayerischen Franken
nicht.
Dieses
tiefgreifende „Schlüsselerlebnis“ ruht in mir, bis heute.
Es
war für mich der „Erste Tote“ des 2 Weltkrieges, dem dann leider noch viele
nachfolgen sollten.
Zwischenbemerkung:
Alle
hier genannten Namen sind die echten Namen der Betroffenen der „Erschienenen“,
so wird es auch bei weiteren Ausführungen und Berichten so sein.
Wie
gesagt, das Leben (welches auch immer?) ging weiter und mit der öden
Grund-Infanterieausbildung war endlich Schluss, die Spezialausbildungen hatten
begonnen, die da waren: Richtschütze inkl. Ladeschütze, Funker und
Panzerfahrer.
Mich
„lockte“ die Fahrerausbildung, als ich sah, dass die Richt- u. Ladeschützenausbildung
auch sehr viel mit Exerzieren, d.h. besonders mit Panzerexerzieren, Aufsitzen,
Luken dicht, Türme drehen, noch mit Handantrieb, Absitzen, gefechtsmäßiges „Ausbooten“,
mit Gasmaske und Übungshandgranaten sowie Handfeuerwaffen, dabei fleißiges herumrennen
um die Fahrzeuge, die keinen Meter bewegt wurden!! Natürlich war da auch theoretischer
Unterricht, Waffenkunde, Ballistik, Feindpanzer-Erkennung u.ä.m. (und Ähnliches mehr)
Die
Fahrerausbildung begann mit Motorenkunde, speziellen Lenktechniken von
Vollkettenfahrzeugen, auch Halbkettenfahrzeugen, Fahren im Gelände, besonders
bei Steigungen und starkem Gefälle, beim Passieren von Wasserdurchfahrten (Watfähigkeit)
und das Beheben von Schäden am Fahrwerk (Kette) sowie erkennbaren kleine
Schäden am Motor (Zündung, Keilriemen, Ölstand). Mit der Fahrpraxis wurde
gleich am 2. Tag begonnen.
Wir traten, schon mit einem Kunstleder Overall
bekleidet, von den 2 Schützenzügen beneidet, an. Das Schulfahrzeug war eine
Wanne (Pz. ohne Aufbau) des kleinen Panzer I (wir nannten ihn auch „Krupp-Sport“
mit Ottomotor, Ausführung als Boxermotor! Übrigens waren alle unsere Panzer mit
Ottomotoren ausgerüstet, leider!
Diesel wäre besser gewesen.
Der
Fahrlehrer, Ofw. Tischler, war Reservist und eigentlich ein „Zivilist in Uniform“,
aller militärischer Kasernendrill und -Unfug war ihm fremd.
Wer
noch nie ein Vollkettenfahrzeug damaliger Technik bewegt hat, kann sich kaum
vorstellen, wie der große Rollwiderstand von Fahrzeugeigenlast, Kettenfahrwerk
und der unterschiedlichsten Bodenhaftung so überwunden werden kann, dass man dann
in den nächst höheren Gang kommt.
Die
Motorstärke spielt dabei mit die wichtigste Rolle. Natürlich war alles noch
Handschaltung (Kulissenschaltung), 2x kuppeln, Zwischengas geben, dabei das Lenken
mit den Lenkknüppeln nicht vergessen usw. Es war viel Beinarbeit dabei und die
Arme waren auch gefragt.
3
Kameraden aus meinem Fahrerzug mussten nach 2 Wochen aufhören, sie begriffen das
Kunststück des Vollkettenfahrens nicht. Seltsamerweise hatte ich „den Bogen“
raus und ich war einer der Besten, auch bei der Prüfung.
Wir
hatten dann auch noch einige Fahrstunden auf dem Lkw „Opel Blitz“ sowie dem Pkw
„Mercedes-V 120“, dem BMW „Kettenkrad“ und einem französischen Beute-„Halbkettenfahrzeug
Typ Renault“.
Meine
Fahrerlaubnis (Wehrmacht/Heer) galt nun für alle Räderfahrzeuge, Kräder
einschl. Kettenkrad, sowie Kettenfahrzeuge bis 60 Tonnen Eigengewicht, wir
hatten ja auch noch auf die Pz. II (Skoda 38. tschech. Modell), Pz. III (5 cm und
7,5 cm) und Pz. IV ( 7,5 cm Langrohr) fahren müssen. Die letzten 2 fuhren wir
nur in Grafenwöhr (Truppenübungsplatz).
Die
zwei Großen, „Panther & Tiger“ kamen erst ca. 2 Jahre später in die Truppe.
Da
ich diesen Führerschein (Fahrerlaubnis) bei einem Heimaturlaub 1944 daheim
beliess, hatte ich ihn noch nach meiner Heimkehr und konnte diesen, nach einer
einmaligen Fahrt mit einem Krad und einem Pkw „Opel P4“ bei der
Verkehrspolizei, damals praktisch umtauschen. Die
Schreibkraft, die dieses Umtauschen vornahm und der Verantwortliche der
Polizeidienststelle hatten wohl übersehen, dass noch darin stand: auch für
Vollkettenfahrzeuge bis 60 t. Erst, als ich diese gegen die Fahrerlaubnis der
BRD eintauschen musste, wurde ich von der „60 t Last“ befreit.
Schon
J.W. v. Goethe sagte : „Es schleppen sich Gesetz und Recht wie eine ewige
Krankheit fort“. (Hier nur im leicht übertragenen Sinn gemeint.)
Es
sollte den ersten sogenannten Sonntagsurlaub geben. Vom Sonnabend 12 Uhr bis
Montag bis zum Wecken 6 Uhr.
Nun
war der Weg von Bamberg nach Leipzig für einen solchen Kurzurlaub sicher zu
weit. Ein Kamerad in meiner Korporalschaft, Karl Bogner, aus Feucht bei
Nürnberg, machte mir den Vorschlag, mit zu seiner Familie nach Feucht zu
kommen. Ich musste ja auch eine Urlaubsbegründung haben, und die wäre, sagte
Karl Bogner, ich würde meine „Verlobte“ besuchen, die doch seine Schwester
Gerlinde sei. Seine Familie, besonders die liebe Schwester, war damit einverstanden.
Der Hauptfeldwebel auch, so bekam ich meinen ersten Wochenendurlaub und war plötzlich
verlobt. Die Gerlinde war 3 Jahre älter als ich und mit einem
Fliegerunteroffizier verheiratet - selbiger war mit dem „Zeitverlobten“ seiner
Frau einverstanden. Mein Kamerad Bogner kam nicht mit mir zum Afrikakorps und
wir haben uns in den Wirren des Krieges 3 bis 4 x geschrieben. 1943 soll er in
Russland gefallen sein.
Sein Schwager wurde im Luftkampf über London
abgeschossen.
Eine
von mehreren Untersuchungen hatte ergeben, dass auch ich „Tropendiensttauglich“ war
und damit wurde das „Deutsche Afrikakorps“ (DAK) für ca. 4 Monate mein militärisches
Umfeld. Zunächst kam ich zu einem speziellen Lehrgang auf den Truppenübungsplatz
Grafenwöhr (Franken). Das war einer von berüchtigten „Schindangern“. Man sagte
auch bei den Landsern:
„Der liebe Gott schuf in seinem Zorn Grafenwöhr und
Paderborn!“
Hier
wurden wir auf Nordafrikatauglich getrimmt, was auch eine Menge von Impfungen einschloss und schon damit begann, dass fast alles nach Chinin schmeckte und solche
Tabletten uns ständig gereicht wurden. Es
war die Standardmedizin gegen Malaria (tropica und tertiana ?) neben Aspirin
usw.
Dann
wurden wir mit der speziellen Uniform des „Afrikakorps“ versehen, die dann ab Neapel
getragen werden musste.
Wir
wurden dann von Neapel aus nach Tripoli (Große Syrte) mit dem Transporter Ju-52
ausgeflogen und dort erst, als sogenannte Wechselbesatzungen, den Kampfstaffeln
zugeteilt. Nun folgte: Tobruk, El-Alamein, Siddi-El-Barrani, die Große Syrte
war unser Tummelplatz! Wir sollten nach Alexandria und bald auch nach Kairo!
Ein
Durchschuss in die rechte Wade und ein darauffolgendes „höllisches“ Fieber
bewahrte mich vor weiteren afrikanischen „Erlebnissen“, und mit meinem „Heimatschuss“
(so nannte man damals das „Glück“ dieser Verwundung, kam ich, wieder per Ju-52,
über Neapel in die Heimat. Doch diese Heimat war diesmal Frankreich!
Zu
Afrika Weiteres in einem anderen Abschnitt!
Meine
Verwundung war ein Durchschuss durch die rechte Wade und ein Granatwerfersplitter
am Hals, mit starken Entzündungen, Vereiterungen, auch auf Gefahr von sich
ausbreitender Malaria (tertiana ?).
So
kam ich erst einmal in ein Lazarett in Pontoise bei Paris, wo auch der Stab des
Pz.-Rgt. (oder Abteilung?) 202 präsent war. Dieses Rgt. war bis Rennes, Cherrbourg,
Amiens und Coetwidane (Truppenübungsplatz an der Normannischen Küste ) „verzettelt“
aufgeteilt und meist mit französischen Beutepanzern ausgerüstet. Eine tolle
Mischung von Technik und Begegnungen mit französischen Fachleuten. Wie sich
herausstellte, sollten diese Panzer vom Typ Hotchkiss und Renault, wie einigen
englischen Erzeugnissen der spanischen „Blauen Division“, die auf dem
Truppenübungsplatz Grafenwöhr ausgebildet wurde, um an dem „Kreuzzug gegen den
Bolschewismus“ (wie sie es nannten), teilzunehmen.
Hier
lernte ich einen spanischen Tenente (Leutnant) kennen, der wohl auch als
Dolmetscher ob seiner mangelnden Deutschkenntnisse fungierte ?!?! (es war der
Einzige, der etwas deutsch konnte).
Bei
der Verabschiedung überreichte er mir ein aus Stoff angefertigtes „Amulett“ mit
der schwarzen Madonna von Montserrat zum Inhalt, welches
geweiht sei und er 2 Stück davon von seiner Mutter erhalten habe. Das war
1942, und ich besitze es heute noch und halte es in Ehren.
Er
sagte, ich solle es immer bei mir/an mir tragen, es wird mich beschützen, und
wenn die Situationen noch so hoffnungslos sein mögen. Ich tat dieses wertvolle
Geschenk in meinen Brustbeutel, neben die Erkennungsmarke, und selbst als die „Stunde
Null“ über mich kam, konnte ich das Amulett noch retten. Wie? davon später, im
Bericht zu 1945.
Nun
kam ich vom „DAK“, vom Wüstensand entlassen und bei Amiens (Nordfrankreich) in
einem ehemaligen Kloster kaserniert untergebracht, denn hier erwartete mich ein
3-wöchiger „preußisch-zackiger Unteroffizierslehrgang“! Geleitet wurde dieser
von einem Hauptmann Lemmer und dem Oberleutnant Faber v. Castell
(Schreibwarenfabrikant in Stein bei Nürnberg) wie auch dem Leutnant Maximilian
Paulus, (ein Sohn vom später legendären Generalfeldmarschall Paulus (Stalingrad).
U.a. war auch ein Oberfähnrich mit dabei, welcher Hofrichter hieß.
Nach
diesen 3 Wochen übelster „Kasernenschinderei“ („Gelobt sei, was hart macht!“)
kamen wir zunächst, als Uffz. Anwärter, zu dem in Pontnise/Paris liegenden
Rgt.-Stab zurück.
Hier
überraschte uns am 25 August 1942 das sogenannte „Inferno von Dieppe“. Die
Truppe wurde sofort verladen (Bahntransport.) und es ging eilends nach dem
Landeort am Ärmelkanal. Der Anblick war furchtbar. Wir brauchten an keinen
Kampfhandlungen mehr teilzunehmen. - Wir kamen zu spät!