Gen. a. D. Richard Freiherr von Rosen |
Wenn ein Veteran die Gnade erfahren hat in diesem Chaos zu überleben, gesund an Körper und Geist zu bleiben und dann den Mut findet, die Charakterstärke besitzt, über diese Zeit sein Lebenswerk in Form eines Buches zu vollenden, dann verdient er unsere, meine besondere Anerkennung und muss wohl von vielen Göttern beschützt und ihr besonderer Liebling gewesen sein...
Wenige, ganz wenige Veteranen haben aufgezeichnet. Sie warten mehr oder weniger, dahinvegetierend auf ihr Ende und überlassen ihren Nachlass den Leichenfledderern, welche dann ihre Fotoalben zerpflücken und die einzelnen Bilder verschachern. Im Zusammenhang mit Text werden die Bilder zur Geschichte. Viele dieser Bilder wurden als Abzüge unter den Soldaten geteilt, getauscht und wurden von den Nachkommen angesehen. Manche werden wohl bekannt sein. Doch mit den Aufzeichnungen werden sie zu einmaligen, zeitgeschichtlichen Dokumenten. Hätte man alle im Archiv verfügbaren Aufnahmen, diesen Zeitabschnitt betreffenden verwendet, müsste ein extra Bildband dazu erscheinen. Zu vielen Aufnahmen haben wir die Namen, Fakten, Details recherchiert. So vieles ließe sich quer verlinken, denn so viele Beteiligte haben eine eigene, spannende Geschichte. Die Tage im Juli, August 1941 werden noch Jahre hinaus sehr genau, ja minutiös bearbeitet und mit Tagebuchaufzeichnungen anderer Soldaten und anderen vorliegenden Aufzeichnungen ergänzt. Der russische Artillerieoffizier, welcher in Stary Bychow auf die Panzer von v. Cossels Gruppe das Feuer aus seiner getarnten Stellung jenseits des Djenpr eröffnete liegt vor, sowie eine große Menge von Detailaufzeichnungen, Meldezettel, Tagesbefehle. Alle Panzerbesatzungen des "Brückendramas" wurden ermittelt. Der genaue Hergang des Kampfverlaufes wurde mühsam von Jürgen Achatz rekonstruiert. Es gibt noch viel zu tun ...
Das für mich wichtigste Bild des Buches ist das nackte Hinterteil, denn es zeugt von Mut.
Mut zu zeigen, dass die Soldaten (Offiziersanwärter) im Viehwaggon transportiert wurden. Mut - einen nackten Soldatenarsch zu zeigen. Zu zeigen, dass wir Menschen sind. Menschen mit all unseren Bedürfnissen, meist verdrängt und tabuisiert. Der Soldat ging "scheissen", wenn es "musste". Das war Soldatendeutsch, vom Gefreiten bis zum General. Und nicht selten sassen sie gemeinsam scheissend auf dem roh gezimmerten Holzbalken. Es liest sich entsetzlich wenig über dieses millionenfach gebrauchte Wort. Der Soldat lag in der "Scheiße" wenn die Situation ausweglos war. Er bekam seinen "Anschiß" wenn er gerügt wurde. Dazu noch mehr...
Wir gedenken bei diesem Bild der nicht transportierten, sondern deportierten Menschen, welche nicht die Türen öffnen konnten. Verinnerlichen wir uns diese Qualen. Es geht immer um Menschen.
Erklärungen und Erläuterungen werden hier folgen.