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Über jeden Soldaten liesse sich ein Buch schreiben...

Freitag, 17. Oktober 2008

1.8.93 "Gut Kronenhof" Brief von Panzerwart Peter Oberhuber an I-Staffel Führer 3. Kp.Karl Schneider

Lieber Karl
Heute möchte ich dir wieder schreiben, da ich nun schon fast zwei Wochen wieder zuhause bin. Dabei möchte ich gleich auf jenes Gräberfeld zu sprechen kommen, welches du mir eingezeichnet hast. Ein großes Kompliment muss ich dir aussprechen, Du hast nach über 48 Jahren noch alles so gut in Erinnerung, dass ich mich nur so wundern kann. Deine Eintragung trifft genau zu. Wir haben viele Grabplätze gesucht, nur möglich wenn man Zeugen dazu findet. Die Toten vom Hauptverbandplatz Kronenhof liegen rückseitig vom Hauptgebäude in einer Parkanlage welche total verbuscht ist. Ein Hühnerstall ist auch darüber gebaut. Zeugin ist eine alte deutsche Frau, deren Mann im Kronenhof als Landarbeiter gearbeitet hat und mit seiner Frau in einem kleinen Nebengebäude wohnte. Nach Angaben von der Deutschen Dienststelle sollen dort ungefähr 250 Soldaten verstorben sein. Die Grablage war ihnen unbekannt. Als weiteres suchten wir die drei Einzelgräber, wo auch schon gegraben wurde. Alles eingezeichnet in beiliegender Meßtischkarte. Der Grabplatz eingezeichnet mit O. ist mir auch bekannt wo auch die 100 Soldaten begraben liegen. Am Platz wo General Betzel begraben liegt, ruhen an die 80 Soldaten meist aber Offiziere. Der Zeuge beschrieb mir die Lage meist zweireihig. Dann ging es den Waldweg zurück 500 m westwärts, wo der Waldweg von der Straße herkommt. Ich hab alles in den Blatt eingezeichnet. Hier hat sich nichts verändert. Man kann alles sehr deutlich erkennen wo die Fahrzeuge eingegraben waren. Man erkennt die Deckungslöcher und Gräben sowie die Bombentrichter. Ein Foto liegt bei. Es ist nur Sand nachgelaufen und etwas bewachsen. Anbei eine Skizze von mir, welche du auf die Karte übertragen kannst. Das Feld mit dem Terrain, habe ich rot eingezeichnet. Nur die genaue Grablage konnte ich nicht festlegen. Dieses Terrain, wo vor die Fahrzeuge standen liegt in einem Hochwald mit dicken Bäumen. Etwa 10 bis 20 m hinter den Waldweg, parallel zur Ostsee beginnt der leicht ansteigende Berghang (vielleicht sechs bis acht Meter hoch). Nach der Nordseite hin fällt der steil ab. Und auch tiefer. Vor der Ostsee wieder eine höhere Dammkrone. Ich versuche es bildlich etwas darzustellen. Nur wo liegt der Friedhof? Bitte beachte, wo der Waldweg von der Straße her auf den Waldweg stößt. Das wäre für mich der Ausgangspunkt. Vielleicht kannst du mir dabei helfen. Der leicht ansteigende Südhang ist mit jüngerem Wald bepflanzt. Zwischen Hang und Dammkrone ist ein älterer Waldbestand. Ich bin natürlich noch dabei durch meine Helfer Zeugen zu finden, welche die Grablage beschreiben könnten. Alle meine Aufzeichnungen gebe ich mit dem Messtischblättern, Fotos und die Anschriften dieser Zeugen an die deutsche Dienststelle und den Kriegsgräberbund weiter. Vielleicht kann es einmal möglich werden, wenn auch nur die Gebeine, wie im Westen dort auch mal auf einen Kriegsgräberfriedhof umzubetten. Dies wäre nun meine Bitten an Dich, mir zu helfen. Ansonsten ist alles gut verlaufen. Von der Nehrung und Niederung bis Karthaus und bis Hela waren unsere Fahrten.
Ich bitte Dich lieber Karl um einen Brief von Dir.
Mit guten Wünschen und herzlichen und kameradschaftlichen Grüßen Dir und Deiner Familie Dein Freund und Kamerad

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 Hätte Karl Schneider und Peter Oberhuber diese Karte gehabt, dann hätten wir viele genaue Angaben...

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