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Über jeden Soldaten liesse sich ein Buch schreiben...

Sonntag, 2. Februar 2014

Freitag der 13. April 1945 - Als die Amerikaner 1945 in Bischberg einmarschierten.

Als die Amerikaner 1945 in Bischberg einmarschierten.

Eine Betrachtung von Ulrich Pohl

Freitag der 13. April 1945
Wenn das kein böses Zeichen ist, Freitag der 13.
Metzger Nikolaus Deuerling hatte gerade frische Wurst gemacht, lange harte Würste, und der Reihe nach im Kesselhaus aufgehängt. Ganz Bischberg war unter Hochspannung.Es war in aller Munde: Die Amis kommen.Seit Tage hatte man schon das Grollen der näher rückenden Front gehört. Noch war sie weit weg, mit jedem Tag kam jedoch das Grollen näher.Im Dorf herrschte Bedrückung unter den Bewohner. Es waren ja nur noch alte Männer, Frauen und Kinder daheim. Alle wehrtüchtigen Männer an der Front, die letzten Verbliebenen hatte noch der Volkssturm geholt.Man hatte zwei Barrikaden quer über die Straße gebaut, eine in Höhe der Kirchentreppen, gleich bei der jetzigen Raiffeisenbank, die andere dort wo die Tankstelle Burger ist. Es hatten sich am westlichen Eingang vom Bischberg noch versprengte SS Einheiten herumgetrieben und Endsieg gespielt. Den Bischbergern war das nicht recht. Kriegsverlängerer..., man hatte genug, nun soll endlich Schluss sein.
Die angespannte Ruhe, die über dem Dorf lag, wurde je zerrissen. Mehrere Granaten schlugen bei Trosdorf links in den Hang ein. Ganz Bischberg war auf den Beinen. Die Keller im Unteren-Schloss und der ‚Dorschenkeller‘ boten Schutz.
Was wird jetzt kommen?
Im Keller des unteren Schlosses war man so dicht gedrängt, dass die Luft knapp wurde, Kerzen begannen zu flackern und gingen aus.
Frau Bernreuther aus der Hauptstrasse, von allen nur Frau Lis genannt, hatte Ihren Mann Andreas gewaltsam die Volkssturm-Uniform ausgezogen und den ganzen Kerl in ein großes Fass gesteckt, dann Deckel drauf, damit ihn keiner findet.
Da saß er nun und wartete auf das Kriegsende, mehr Angst vor den SS Einheiten und den ‚Kettenhunden*‘ als vor dem amerikanischen Feind. Den Krieg kannte er, damals an der Westfront im Graben, als der Krieg noch Weltkrieg hieß und noch nicht nummeriert wurde.
Die SS sei verschwunden, wurde in den Keller gemeldet und die Amerikaner trafen ein. Ein Frl. Zimmermann, des Englischen kundig, sie war lange in Amerika,  ging mit einer weißen Fahne den Siegern entgegen. Eine mutige Tat!
So blieb das Dorf wenigsten verschont,  und wurde kampflos besetzt.
Fina Zellmann, damals noch Josefine Deuerling, bei der Feuerwehr im Einsatz, kann sich noch heute an alles erinnern. Diese unerträgliche Spannung, die Beklemmung und die Angst fühlte jeder Bewohner körperlich.
Im ‚Dorschenkeller‘ musste der Starks‘ Gerd seine Windel hergeben, damit man eine weiße Fahne hatte. Ob er sich noch daran erinnern kann.
„Ich war damals 16 Jahre alt und meine Schwester Annemarie (Lemhuis) gerade 10. Wir haben alles hautnah erlebt,“ erzählte mir Frau Zellmann
Unser Opa, der alte Georg Deuerling, schon 80 Jahre auf dem Buckel, konnte das alles gar nicht fassen und wollte  auf die Amerikaner losgehen. Er beschimpfte sie und drohte ihnen. Die Amis wurden böse. Nur mit Mühe konnte sein Sohn die Amis beruhigen. „Old man, old man, alter Mann. „Auch sie waren nervös, sie hatte ja auch einiges hinter sich.
Langsam normalisierte sich die Situation, die amerikanischen Soldaten schnappten Sie die frischen Würste und machten erst mal  ‚Brotzeit‘ am Fuße der Kirchentreppen.
Die Kinder waren die ersten, die mit den ‚Besatzern‘ in Berührung  kamen. Erst scheu und vorsichtig, dann, als Sie von den Soldaten einen Kaugummi oder ein Stück Schokolade bekamen,  unbefangener.
Die Amerikaner verstanden es dann doch, anders als heute im Irak oder Afghanistan, den Kontakt zu der heimischen Bevölkerung zu bekommen.  Einfach über die Kinder.
Dann zogen die Amerikaner weiter über Gaustadt nach Bamberg.
Bischberg ging zur Tagesordnung über. Die Sorgen blieben. Wo war der Mann, der Sohn, die Angehörigen. Lebten Sie noch? Waren sie gefallen oder in Gefangenschaft? Die Menschen hatte noch keine Hoffnung und die Zukunft war ungewiss und düster im Frühjahr 1945.



* gefürchtete Feldpolizei  

Anmerkung: Die Geschichte, die Orte und die Personen dieser Zeit tauchen immer wieder in anderen Zusammenhängen auf. Alles ist mit allem verwoben. 
Deshalb soll auch unser Freund und Mitarbeiter Ulrich gerne seine Erlebnisse hier bewahren können.

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