Kam ich zu einem Veteranen des Krieges in Russland und fing an: " Balaleika, Balaleika...."
dann ging es bei jedem der alten Soldaten sofort weiter:
"Balaleika, Balaleika,
ne ma Gurri, ne ma Jaika,
ne ma Maslo, ne ma Speck,
Kameraden, alles weg!"
Dieses Gedicht kannten die russischen Veteranen bereits aus dem I.Weltkrieg.
Als die Deutschen 1941 wieder kamen, waren die russischen Veteranen des I.WK meist alte Männer, sie kannten aber noch gut das alte Gedicht und in vielen Häusern wurde es aufgesagt, wenn die deutschen Soldaten etwas zu essen erbaten, sich mit einem Ei, etwas Speck, zufrieden gaben oder Fleisch tauschten, erbettelten, oder raubten. Einige sprachen, oder verstanden auch die deutsche Sprache.
Eine Geschichte von Robert Wern muss noch erzählt werden.
Heute hatte ich absolut keine Zeit und jetzt ist es abend und ich bin todmüde. Aber der Kommentar von Oleg, welcher mich heute morgens erreichte war so motivierend, dass ich mich spontan erinnerte und jetzt etwas Zeit noch opfern muss...
Dem Pajepferd ein Denkmal!
DasDenkmal für das Panjepferd müsste eines der größten des ganzen Krieges sein! Wo steht auch nur eines in Deutschland? Abertausende wurden gequält, geschunden, und am Ende aufgefressen! Ohne diese Pferde wäre der deutsche Einmarsch in die UDSSR im Winter 1941-42 zu Ende gewesen. Bis zu 1.600 Panjepferde hatte das Regiment.
Kertsch auf der Krim 1941.. Robert Wern sitzt in einem eigentlich tschechischen Panzer, der sich aber so toll fahren lässt, dass noch nach über siebzig Jahren Robert Wern sich begeistert erinnert:
"Man konnte durch einseitiges Gasgeben, den Panzer "sliden" lassen und mit Vollgas elegante Kurven fahren"
Je mehr man Gas gab, desto schöner fuhr er um die Kurve. Zusätzlich wurde ein Maschinengewehr eingebaut und der Funker lag auf einer Pritsche.Die russische Artillerie war tödlich gut und äusserst effektiv. Nach Robert Werns Aussage wurde die 8.Kompanie des Panzerregiments 204 aus Erlangen für die Kämpfe auf der Krim abgestellt.
Robert Wern fuhr in einem dieser Panzer einen Angriff auf den Flughafen von Kertsch auf der Krim, als sie einen Volltreffer erhielten!
Robert Wern wachte erst wieder auf, als er im Staub der Strasse lag.
Wie er aus dem explodierenden Panzer katapultiert wurde, wusste er nicht...Er konnte sich auch an nicht mehr erinnern.
Vom Panzer sah er nicht mehr viel, aber Artillerieeinschläge ringsum umso mehr...
Mitten im Feuer der Einschläge trabte ein fliehendes Panjepferd vorbei, vom Halse des Pferdes hing eine zerbrochene Stange des Geschirrs...
Robert Wern konnte die Holzstange umklammern und festhalten. Es gelang ihm, sich am dahinschleifenden Holz entlang zu hangeln und das Pferd in eine langsamere Gangart zu versezten. Kaum dass er die zerbrochene Holzstange des Gespannes gelöst hatte wollte das Pferdchen weiter galoppieren.
Rober Wern sprang auf das Pferd auf!
Leider verkehrt im Eifer und mit Todesangst!
Er sass mit dem Gesicht zum Schweif, das Pferd galoppierte wüst davon- Robert hielt sich in seiner Not verzweifelt am Schweif fest, die andere Hand an der Mähne des kleinen Pferdes...
Es war wieder das unbeschreibliche Glück des Robert Wern, dass das Panjepferdchen zu den deutschen Linien galoppierte! Robert Wern im wüstesten Ritt seines Lebens in einer höchst unsoldatischen Position...
Als er die deutschen Linien erreichten brüllten die Soldaten und pissten sich fast in die Hosen!
So ein Bild hatte sie im ganzen Feldzug noch nie gesehen...
Robert Wern vergass alle seine Leiden und lachte über das ganze Gesicht, als er mir das erzählte.
"Du hättest die deutschen Soldaten sehen sollen!"
Sie bogen sich vor Lachen! Sie krümmten sich und sie brüllten vor Lachen aus Leibeskräften!
Rober Wern hat keine Kinder, er hat keine Enkelkinder.
Er hat keine gesellschaftliche Reputation...
Er hat keinen Rang in der Gesellschaft, er hat nichts zu verlieren.
Er braucht sich vor keinem Menschen zu schämen,
Er braucht auch keine Rücksicht zu nehmen,
auf nichts und niemand!
Er kann sich die Wahrheit leisten!
Er muss keinen militärischen, oder gesellschaftlichen
Rang verteidigen.
Diesen Luxus können sich nur wenige Menschen leisten.
Darum liebe ich es sehr, mit einfachen wahrheitsliebenden Veteranen zu reden
und auch Erlebnisse zu hören, die rauh, ungeschminkt, manchmal vulgär wie mit Soldatensprache, aber schonungslos wahrheitsgetreu wiedergegeben werden.
Fortsetzung zu Post: samstag-21januar-besuch-mit-fritz
Als Robert Wern später wieder einmal abgeschossen umherirrte, hielt er einen Panzer an, der ihn mitnahm - so kam er zu Panzer 35...
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