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Über jeden Soldaten liesse sich ein Buch schreiben...

Dienstag, 19. April 2016

Frage 1 - Die letzten Fragen an unsere Offiziere...

Nachdem nur noch zwei Offiziere des Regiments mit Mailkontakt erreichbar sind, starte ich den Versuch, mit beiden Offizieren die letzten Originalberichte des Panzerregiment35 vor dem Vergessen zu bewahren und für die nachfolgenden Generationen zu konservieren.

19.4.2016 Ich stelle lediglich einmal eine Frage, ansonsten halte ich mich sehr zurück und überlasse es Ihnen, den Schriftwechsel, wie ein Tagebuch zu führen.
Es wird das erste und einzige Mal sein, dass sich zwei Offiziere nochmals schreiben und austauschen. Es kann kein zweites Mal geben, es wird einmalig bleiben.

19.4.2016 Sie beide kamen, wenn ich mich erinnere 1943 zum Regiment.
Zu verschiedenen Kompanien, die auch verstreut lagen.
Das ist egal. Der Kommandeur war zu dieser Zeit Major von Cossel und die betreffenden Offiziersstellungen haben wir in unserem Archiv.
Unser Hans Müller war als Kompanieführer und späterer Kompaniechef auch noch am Leben.
Ich würde vorschlagen, dass wir im Frühjahr 1943 beginnen, als das Regiment in Llgoff lag.
Die Stabskompanie noch in Karatscheff. - Jedenfalls beginnt unser Dialog im Raum Briansk - Orel...

Wie kamen Sie zum Panzerregiment 35?
19.4.2016 Olt. Werner Baeck
Quasi durch die Hintertür, nämlich über das Panzer-Artillerie-Regiment 103 der Division, und auch das nur, weil meine vorherige Einheit, der Panzer-Verband 700, aufgelöst wurde – eine Geschichte für sich...
Bei dieser Artillerie-Einheit wurde ich nur geparkt, weil das Panzerregiment 35 wohl gerade keinen Platz frei hatte. So bekam ich erste Begriffe der Artillerie beigebracht wie indirektes Richtverfahren, die Winkelbezeichnung für Geschützrohre, bei der die Waagerechte als “Libelle 300” bezeichnet wurde (zugleich Tarnbezeichnung für sich zur Ruhe begeben, sich waagerecht hinlegen). Warum waagerecht nicht bei 0 ist wie 0 ° Celsius anfing? Ist doch klar: Von einem hohen Standpunkt aus muss man ja auch nach unten richten können! Dabei hatte diese Kompanie gar keine Geschütze, sondern “Stuka zu Fuß”, 28 bis 32 cm dicke Bomben mit Raketenantrieb. Die befanden sich in einem Transportgestell, aus dem heraus sie auch abgefeuert wurden; daran war eine einfache Möglichkeit zum Einstellen eines bestimmten Höhenwinkels, für die Reichweite bis zum Ziel. Man zündete immer gleich 4 Stück nacheinander, und der zeitliche Abstand war so programmiert, dass beim Einschlag der ersten sich ja eine starke Druckwelle bildet, und wenn die wieder in sich zusammenfällt, erfolgt der zweite Einschlag mit wieder hoch gehender Druckwelle usw. So schaukelte sich der Druck bis Nummer vier so stark auf, dass keine Lunge das aushielt im Umkreis von x Metern. Einen praktischen scharfen Einsatz habe ich allerdings nicht miterlebt, doch es war eine Wissensbereicherung über das hinaus, was die Panzertruppe ohnehin schon für uns mit sich brachte.


Ende der Antwort auf Frage Nr. 1 - Mit besten Grüßen von Werner Baeck
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20.4.2016 Lt. Heinrich Schnappauf

Heinrich Schnappauf:
Beantwortung Frage 1 an Herrn Zeis und Herrn Baeck zur Kenntnisnahme
Ich habe mich nach meinem Kriegsabitur im April 1942 als fast 17-jähriger freiwillig zur Wehrmacht gemeldet. Als Freiwilliger hatte ich die Möglichkeit mir die Waffengattung selbst auszusuchen und den Arbeitsdienst nicht ableisten zu müssen. Ein Grund für meinen Entschluss zur Panzerwaffe zu gehen, war ein älterer Cousin, der 1937 zur Ableistung des Wehrdienstes in ein neu aufgestelltes Panzerregiment in Thüringen eingezogen worden war. Ich bin ihm als 13-jähriger 1938 während seines Urlaubs in seiner schwarzen Uniform mit Barett begegnet und war davon und seinen Erzählungen über die Ausbildung sehr beeindruckt.
Als ich meinem Vater 1942 , der den 1. Weltkrieg 1914-1918 als Unteroffizier in einem Bayrischen Infanterieregiment an der Westfront kämpfte, mitteilte, dass ich zu den " Panzern " gehen wolle, hat er mir aus seinen soldatischen Erfahrungen geraten, zur bespannten, schweren Artillerie zu gehen, da diese nicht so nahe an der Frontlinie war. Nach meiner Musterung bin ich am 1. Juni 1942 zum Panzerersatzregiment 35 in Bamberg einberufen worden. Nach der 6-wöchigen Grundausbilung wurde ich zur speziellen Ausbildung als Lade- und Richtschütze ausersehen. Die übrigen Leute
wurden zu Fahrern, Funkern und Werkstattspezialisten ausgebildet.
Mein Kompaniechef war Oberleutnant Natterer.
Als Ausbilder hatte ich Oberfeldwebel Busse, Feldwebel Weber und die Unteroffiziere Heller und Philip ( ein schikanöser Schleifer ).

Heinrich Schnappauf 20.04.2016
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19.4.2016
Noch während ich die ersten mails an die beiden Herren schrieb, erinnerte ich mich daran, dass Herr Schnappauf  sich während unseres Gespräches des Dr. Klaus Schiller erinnerte, der obwohl einarmig, Panzervernichter in Danzig war. Es existiert ein Fragebogen, den ein scheinbar befreundeter Abiturient ( Louis-Andrè Roulet) 2002 mit sehr interessanten Fragen von Dr. Klaus Schiller ausfüllen ließ. Da lag es am nächsten, den sehr bekannten und geschätzten, doch leider bereits verstorbenen Dr. Klaus Schiller mit den gleichen Fragen in die Runde mit einzubeziehen und der ganzen Runde eine interessante Fasson zu geben.
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19.4.2016 Lt. Heinrich Schnappauf
Lieber Herr Zeis,
ich finde Ihre Idee, dass Herr Baeck und ich uns zu Ereignissen unserer Panzerabteilung, die von Ihnen benannt werden, aus unserer damaligen Sicht etwas beitragen sollen, sehr gut geeignet ist, die Geschichte unserer Abteilung durch Aussagen von Zeitzeugen zu ergänzen. Herr Baeck kann wegen seiner längeren Zugehörigkeit zu unserer Einheit und die viel längere Zeit als Offizier sicher bedeutendere Aussagen als ich machen. Hoffentlich bleibt Herrn Baeck und mir noch die Zeit und unsere Erinnerngsfähigkeit zu diesem Vorhaben - Heinrich Schnappauf


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Ich beginne den ganzen Schriftwechsel mit der ersten Frage des Fragebogens an Dr. med. (Neuropsychiatrie) Klaus Schiller, 37081 Göttingen geb. Datum 2.3.1922

Frage 1 Sie sind einberufen worden? Wann und Wo?

24.6.2002 Dr. Klaus Schiller 
Abitur 1939 (humanist. Gymnasium) 1939 zum RAD (Reichsarbeitsdienst) in Grimma/Sachsen, von dort zur Brückenbewachung im Polenfeldzug eingesetzt; Lazarettaufenthalt ("Icterus catarrhalis"), November 1939 in die Heimat entlassen, Beginn des Medizinstudiums (4 Trimester) mit ärztlicher Vorprüfung März 1941




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19.4.2016 Olt. Werner Baeck

Guten Tag lieber Herr Zeis, Guten Tag lieber Herr Schnappauf, 
diese Idee ist gut, weil sie das Ziel bzw. den Sinn der Dokumentation in einer übersichtlichen Weise erfüllen kann. Dabei ist die Korrespondenz zwischen den beiden “Letzten” zwar ein interessanter Ansatz, bei den verschiedenen Kompanien, Abteilungen und damit Erlebnis-Bereichen aber wohl weniger füllend als Ihre 2. Idee, Fragen an uns Beide zu stellen. Die Antworten werden stark voneinander abweichen oder sich sehr ähnlich sein, und ich denke, das wird für die Leserschaft der interessantere Weg. Bitte schütten Sie uns aber nicht zu, sondern lassen Sie uns etwas Zeit zum Beantworten der Fragen; mit zunehmendem Alter lässt das Produktivitätstempo etwas nach, bei mir jedenfalls...Werner Baeck  - Das war mal die erste Antwort auf Ihre Idee...