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Über jeden Soldaten liesse sich ein Buch schreiben...

Freitag, 29. August 2014

Leutnant Richard "King" König - Panzer 111

Leutnant Richard (King) König 11.8.15 - ⚔ 4.7.41
 Der "King" ist aufgetaucht!

umgebettet auf den Sammelfriedhof in Mogilew


Wie aus dem Nichts ist heute der "King" wieder zu uns gekommen, Dank der Fürsorge des Nachkommen seines guten Freundes Helmut (PiKra) Krause, Joachim Krause. 
Ich habe sofort Fritz Schneider angerufen, der sich zuerst mit schwacher Stimme meldete, aber als er die große Neuigkeit vernahm, dass ganz unerwartet ein ausgezeichnetes Bild vom "King" aufgetaucht ist, sofort an Lautstärke zunahm und sich äusserst lebendig und kräftig gab. Fritz: "von Cossel rauchte die blaue Nil und der King die Attika!" Davon rauchte er an einem Vormittag bereits 50 Stück! 
Fritz war zeitweise Richtschütze bei Lt. König und musste ihm immer die angezündeten Zigaretten reichen.
 In Frankreich musste Fritz als junger ROB immer Lt. King bei seinen strategischen "Spielen" im Sandkasten assistieren. 
In Frankreich leitete Helmut (PiKra) Krause mit Lt. Richard "King" König den Lehrgang in einem vornehmen Chateau, der frisch gebackenen ROB´s - Dort waren sie alle, die späteren Offiziere und Kompaniechefs versammelt als noch Gefreiten: Richard v. Rosen, Fritz Schneider, Richard Solf, Sigi Breu, Karl-Heinz Ludwig und (?) Eisenhut...  
Mal sehen ob der Fahrer dieses rabenschwarzen Tages hinter der Brücke von Stary Bychow, Edi Achatz noch etwas dazu sagen kann...

Anekdote von Fritz Schneider, damals ROB Lehrgang in Frankreich:
Lt. König verstand es meisterlich mittels eines leeren Bierkruges die Stimme des Führers täuschend echt nachzuahmen. Das machte er auch inmitten eines Cafés, inmitten lauter Franzosen. Mit harter Stimme und rollendem R rief er die Volksgenossen im Deutschen Reich auf, mehr Soldaten zu zeugen. Er habe nun die Schwangerschaft kraft seines Amtes von neun Monaten auf sechs Monate reduziert! Die Franzosen bogen sich vor Lachen und spendierten Wein und Getränke dem mutigen Conférencier in Uniform und seinen Begleitern. Wie überhaupt zwischen Franzosen und Deutschen eine große Herzlichkeit bestand und man sich seiner gemeinsamen Wurzeln erinnerte.  
Fw. Wallowski ließ die Lehrgangsteilnehmer auf einen Baum klettern und befahl: "Ein Lied!"
Sigi Breu sang darauf hin: "Im tiefen Keller sitz ich hier!"
Fw. Wallowski muss zu den Lehrgangsteilnehmern sehr streng gewesen sein, und das wurde nicht vergessen! Aus den kleinen Gefreiten wurden Offiziere und als Fritz Schneider Olt. und Kp.Chef war erinnerte er sich noch sehr genau an den Lehrgang in Frankreich und hatte Zeit seines Lebens keine sehr gute Meinung vom Fw. Wallowski. Erniedrigungen und Demütigungen wurden nie vergessen! Das konnte ich oft feststellen und das hat mich sehr verwundert. Es ist dennoch eine Tatsache und man sollte sehr vorsichtig sein, andere Menschen zu erniedrigen - man sieht sich vielleicht öfter!

Fritz Schneider hat so oft den "King" erwähnt und beklagte dessen frühen Tod. Angesichts der so spärlichen Erinnerungen an diesen Offizier kratze ich alles zusammen, was Lt. Richard König wieder in den Fokus der noch Lebenden rückt. Tagebucheintrag von Christian Krause, der seinen Bruder Helmut (PiKra) in Frankreich besucht, also auch dessen Freund Lt.Richard König:

Christian Krause besuchte im November 1940 seinen Bruder Helmut Krause in Frankreich.
8.11.40: "... Helmut am Bahnhof, Fahrt nach Villefranche ... Unterkunft im Schloss, Abendessen mit Gans, Abend am Kamin"
9.11.40: "Vorführung der Panzer, nachmittags des Pioniergeräts und der alten Wohnung im Sommerhaus. Dann Fußballniederlage, Kaffee, Trigny???, am Kamin Führerrede*"
10.11.40: "Jagd, Abschiedsessen, Abfahrt von Mintargis (Montargis?) ..."
 * mit Sicherheit eine von Lt. Königs berühmten "Führerreden"

Das Grab von Richard "King" König an der Brücke von Stary Bychow
Die Story von Fritz, abgeschrieben von seiner Original Notiz:
Originaltext von Fritz zu seinen Erlebnissen Pattscheid und Frankreich:

….. Überraschend war die Versetzung zur neu aufzustellenden ersten Kompanie nach Pattscheid.
Dort lagen wir im Privatquartier. Es gab laufend „Dicke Bohnen". (Besonders harter Drill)
Ein Zug (2 Gruppen) unter Feldwebel Schneider (zack Zack) stieß zur ersten Kompanie.
Faszinierend war die erste Vorstellung ihres Chefs, Oberleutnant Hans - Detloff von Cossel mit seiner Ausstrahlung und einem einmaligen Lächeln und seinen vielen Ideen.
Ich weiß es jetzt nicht mehr, ob damals Oberleutnant Krause, genannt "Pikra" (von Pionier-Krause) unser Ausbildungsoffizier beim zweiten Aufenthalt in Frankreich oder schon vorher war.
Er hatte ein Auge auf den kleinen Schützen Schneider geworfen und stellte mich besonders heraus beim anschleichen im Drillich (grober Stoff)
im tiefsten Dreck mit dem Gewehr in der Vorhalte. Ich war der schnellere unerledigte den Gegner. Die Frage: "haben Sie auch eine Schwester? Überraschte mich sehr.
Oberleutnant Krause fiel im Oktober 1941 vor Mzensk im Vormarsch auf Tula.
Im Schloss war der Kompaniestab untergebracht und wir, die Mannschaft in der "Marie" dem Rathaus im Dorf.
Der unbeliebte Spieß (Kompaniefeldwebel) Klepzig veranstaltete einen so genannten Maskenball (Schikane mit dauerndem Kleiderwechsel) und antreten im Hof des Chateau.
Das wurde mir und dem Stabsgefreiten Gsänger zu bunt und wir schleppten unseren Kleiderspind (Jargon für Kleiderschrank) mit Schubkarren auf die Hälfte des Weges in den Weinberg.
Jedes Mal fragten wir die vorbei rennenden Kameraden nach der neuen Kleiderordnung und zogen uns gemütlich an, um dann als beinahe die ersten einzupassieren.
Da geschah unsere Entdeckung, denn man hatte uns falsch informiert, so dass wir beide mit den verkehrten Klamotten vor dem Spieß erschienen.
Da war der Teufel los; das hat der Feldwebel Klepzig uns beiden nie verziehen! Gsänger landete bei einer Strafkompanie und als ich 1943 als Offizier in Russland erschien,
ließ sich der Spieß Klepzig sofort versetzen!
Die lang ersehnte Panzerausbildung begann zu unserer Freude.
Wir wurden zur Kampfstaffel versetzt erhielten die schwarze Uniform mit Binder (Krawatte).
Ich landete im ersten Zug unter Leutnant König genannt der "King" im Panzer 114 als zweiter Gruppenführer.
Immerhin als Richtschütze unter Kommandant Unteroffizier Pröbster, einem Hannoveraner.
Fahrer war der Unteroffizier Krug als Nachhut.

Spieß Klepzig links, auf dem Motorrad Olt.H.D.v. Cossel, rechts Lt. Gerhard Georgi
Unteroffizier Pröbster 1941 - Kommandant des Pz. 114