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Über jeden Soldaten liesse sich ein Buch schreiben...

Dienstag, 5. November 2013

Ein Zwischenfall auf dem Reichsparteitag 1945 in Nürnberg

So wurde das Gedicht mir übergeben.

I-Staffel der Werkstattkompanie des Ing. Wienen mit dem Nürnberger Korbacher
Olt. Georgi ermahnte als Kp.Chef der 3. Kp. den Benzinfahrer Becker, nach dessen Denunzierung: "Denken Sie nicht zu laut!" und rette ihm vermutlich das Leben.
Ein Pfarresohn wurde vom Regiment um diese Zeit im Raum Briansk wegen defätistischer Äusserungen erschossen... Manche überlebten die "Verhöre" nach Anzeige bei den Einheiten der Feldgendarmerien, oder den Polizeieinheiten nicht und kamen nie mehr zurück.
Das Regiment war im Winter 1941 fast aufgerieben, krallte sich im extrem kalten Winter 41/42 in den tiefgefrorenen Boden, in die Wälder um Briansk, hatte faktisch keine Panzer mehr und wurde fast ausschließlich infantristisch eingesetzt. Die meisten Soldaten wussten, zu dieser Zeit bereits, dass dieser Krieg nicht mehr zu gewinnen war. Es bedurfte sehr viel Mut und Fingerspitzengefühl vom Korbacher, dieses "Gedicht" zu verfassen. Es hätte sehr leicht anders gedeutet werden können. Es wurde auch nie groß veröffentlicht, sondern nur unter verlässlichen Freunden weitergegeben.

(Nachkriegsbrief von Gen. Eberbach an Gen.v. Rosen: 1942 war für Pz.35 eine flaue Zeit, Stellungskrieg, unbefriedigende Einsätze der wenigen noch vorhandenen alten Panzer bei benachbarten Infanteriedivisionen, aber nun weiß ich wieder, dass Sie beim Regiment in einer seiner grossen Zeiten waren und noch dazu bei meinem Cossel, den ich trotz all seiner Streiche gern hatte, wie einen eigenen Sohn. Nun weiß ich auch wieder, dass Sie in dieser Rückkehr-Nacht 
(Anm.d. Verf. Stary Bychow ) als kleiner Junker mit ihm zu meinem Wagen kamen. Das war eine der ganz großen Stunden in diesem Krieg. 

Mein 2.Junge war Wollschläger - auch ein Panzermann von Format
Lezius † von 502 war ja wohl auch ein hervorragender Panzermann.")




Freier Übertrag des Textes:

In Nürnberg am Tage der Partei,
sieht man so viele Potentaten,
Generale, Fürsten, Diplomaten,
viele schöne Mädchen, ei,ei,ei
die Queen von England ist auch dabei,
Alles glänzt im schönsten Staate,
denn heute steigt die Wehrmachtsparade.
Die ausländischen Gäste wie sie staunen,
die Musik putzt schon die Posaunen,
der BDM hört auf zu possieren,
ihn zieht´s zu den schmucken Grenadieren.
In Reih und Glied Kommandeur und Soldaten,
den letzten Schliff haben Panzer und Wagen.
Die Reiter putzen Geschirr und Ross,
und endlich geht die Sache los.

Zuerst kommt unsere Infanterie,
so schneidig und zackig wie noch nie.
Nachdem die Infanterie vorbei,
kommt unsere stolze Reiterei.
Vorbei Reiterei und Infanterie,
da kommt die schwere Artillerie.
Nachdem defilierten Ross und Landser,
da fehlen am Schluss dann nur die Panzer.
Die Panzerwaffe zuletzt defiliert,
weil öfters so´n Aas die Ketten verliert.
Wenn alles vorbei ohne sich zu blamieren,
kann man in Ruhe die Ketten montieren.
Das Glück war hold gewesen,
Kein Kettenbolzen tat sich lösen.

Ihr denkt, dass der Zwischenfall jetzt passiert?
Dass die Panzerwaffe sich nun blamiert?
Nein, gänzlich falsch sind die Gedanken,
der Führer will sich gerade bedanken,
da plötzlich macht alles die Hälse lang,
man hört einen kräftigen Marschgesang.
Woher der gesang? Schon ist es klar,
es zieht heran eine wackere Schar.
Eingehüllt in Pelze und Schal,
an ihrer Spitze ein kleiner General.
Und am Schluss ganz schwer beladen,
sechs alte Gäule mit Panjewagen.
Die Uniformen sind zerfetzt und zerrissen,
wer mag das sein? Wollen alle wissen.
Die Vereinigten Staaten sind längst genommen,
wo mag nur dieser Haufen herkommen?
Truppen vom Lande der Mitternachtssonne?
Vielleicht ist es die 5. Kolonne?
Pelzmützen trägt diese Schar,
wahrscheinlich verlaust ganz und gar.
Während man so hin- und her überlegt,
hat sie schon das Interesse des Führers erregt,
Und nun ist die Sache bald geklärt,
der Chef des Stabes verhört!
Der meldet mit verlegenem Gesicht:
„Mein Führer, meine Schuld ist es nicht!
Ein Versehen ist es nur gewesen,
man hat vergessen sie abzulösen.
Mein Führer ich glaube Sie ahnen es schon,
es sind die Reste der 4.Panzerdivision!“

Weil in diesem Blogeintrag Lezius, v.Cossel von Eberbach erwähnt werden, ergibt sich Möglichkeit die vorhandenen Fotos zu diesem Brief einzustellen.
Simon ist mit Kopfschuss als Adjudant gefallen, als Gen.v. Saucken ihn in Teploje aus dem Panzer beorderte.


Grab von Lt. Rudolf  Lezius † 10.7.43 im Raum Teploje
Ich muss an dieser Stelle einen Rücksprung machen, weil ich keine "links" zu den einzelnen Personen setzen kann. Da wir ja historisches Puzzle betreiben, mag man es mir nachsehen.

Oben im Post ist als Werkstattleiter Kriegs-Ingenieur Wienen zu sehen.Gute Gelegenheit ein benanntes Bild von Peter Oberhuber zu zeigen.