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Über jeden Soldaten liesse sich ein Buch schreiben...

Samstag, 14. April 2012

Zwischenbericht... "Monsieur Frederic Pudding"

Das Frühjahr ist gekommen und die Kirschen blühen. In Franken immer ein besonderes Ereignis, denn die "Blüh" ist in den Gebieten des Kirschenanbaus immer eine wunderbare Sache. Meine Grossmutter hatte eine grosse Freude, wenn sie die "Blüh" noch einmal sehen durfte. Die weissen Blüten der Kirschen wurden hoch geschätzt und verehrt. Gleich danach kommt der Flieder... Unseren Veteranen geht es nicht besonders gut und die Telefongespräche drehen sich oft um das nahe Ende. Meist tragen die Beine nicht mehr und Depression macht sich oft bemerkbar. Es ist auch für einen über 90 jährigen nicht einfach, langsam adieu zu sagen. Der Mensch stirbt ungern. Krank, einsam, unverstanden, ohne Mitgefühl für sein Leben, sein Schicksal, wird die Existenz wieder einreduziert, weil die Ansprechpartner gar nicht mehr da sind, mit denen man sein Leben teilen konnte. Die "Cosselin" lässt tapfer und zäh alle von "Ihrem" Regiment grüssen und freut sich wirklich immer riesig, von mir im Namen Aller zu hören. Heinz Goller kann nicht mehr laufen, Robert Wern mit Durchfall im Rollstuhl, und die ganzen Witwen, die wir nicht alle regelmässig anrufen können. Marlies Schultz, Christa Plötscher und unser "General" der sich tapfer hält. Fritz ruft mich öfters an, wenn ihm langweilig wird, oder er zum x-.ten Male eine Telefonnummer, eine Adresse nicht mehr findet.
Gestern Abend sucht er eine Adresse in Landau in der Pfalz...
Bei der Gelegenheit stieg er sofort zwischen Cognac und Bordeaux ein und während meine Frau verzweifelt auf eine kleinen Strasse am Waldrand wartete, hatte ich das Samsung am Ohr und stieg in die Geschichte 1940 ein...
Fritz und Sigi Breu bewachten den Fuhrpark des Regimentes, als alle Reifen zerstochen wurden...Sabotage! Grosses Tamtam! Ich habe das schonmal geschildert. Neu ist, dass der Chef der Truppe, Graf Roland von Faber Castell war...Durch den Messdienereinsatz, den Uffz.Jörg initiierte, ( Fritz Schneider und Sigi Breu ministrierten!) wendete sich das Blatt und der grosse Cognacbaron ( ihm gebührt ein Denkmal!) liess neue MICHELIN Reifen bringen und alles wurde ersetzt! Aus dieser Zeit und aus diesen Kontakten wurde auch die Cognacleitung zu Major von Lauchert gelegt. Kistenweise wurde soäter der Cognac nach Russlan zu "Meini" gekarrt, um diesem mit "Stoff" zu versorgen. Fritz und Sigi Breu waren viel auf den Dörfern unterwegs. Fritz war wohlhabend und hatte eine treue, verlässliche Mutter. Von ihr liess er sich Kartonweise Dr. Oetker Puddingpulver schicken.
Nun verteilte Fritz das bis dahin unbekannte Puddingpulver auf den Dörfern und bekam seinen neuen Spitznamen:
"Monsieur Frederic Pudding Oetker"
Fritz und Sigi Breu bekamen weissen Cognac in grossen Mengen kredenzt. Sie waren oft sehr betrunken. Als sie versetzt wurden, ( Das ist wörtlich wahr!) weinten viele Frauen und sagten dass sie in Russland geopfert werden würden!
Bereits aus dieser Zeit kannten sich Fritz Schneider und Richard von Rosen, Sigi Breu, und die ROA, welche in Frankreich ihren Lehrgang in einem französischen Schloss machen mussten. Pikra ( Helmut Krause) war einer der Ausbilder. Die meisten der ROA sind später gefallen.
( Nach dem Kriege fuhr Fritz Schneider nochmals in die Dörfer nach Frankreich. Man erinnerte sich noch an "Monsieur Frederic Pudding Oetker"!)

Ich konnte kaum noch das Telefon halten, die Hasen, Fasane und Rehe standen in der Abendsonne auf der Feldflur und meine Frau wirkte verzweifelt und winkte mir aus Entfernung zu, denn wir fuhren mit den Fahrrädern unsere Abendrunde... Das war gestern abend, und heute bin ich seit 6:oo auf und schreibe mit kalten Füssen diesen Bericht. Jetzt wird Kaffee gekocht und ein Ei geopfert. Denn wie sagte der Landser: "Ohne Mampf, kein Kampf!"
In diesem Sinne ein schönes Wochenende, tut Gutes, kümmert Euch um einen alten Menschen, ob Familie, oder Nachbarschaft, oder spendet etwas für unser Hilfsprojekt Dr. Michael Hautmann...
Nächste Woche kommen die letzten, für mich sehr dramatischen und aussagekräftigen Bilder des Lt. Grigat... " Hilfspolizei in Kursk" Eine der wirklich ganz schlimmen Sachen, welche die Bürokratie erfunden hat seit Cäsar - "Teile und herrsche"....

13:oo Mit Fritz telefoniert - Robert geht es nicht besonders gut. V. Rosen hat noch die Liste des ROB Lehrganges in Frankreich, er hat auch den Namen des Schlosses, wo er stattfand. Der generöse Mann in Cognac war der größte Weinbauer und die Leute sagten "Baron" zu ihm... Mit seiner Tat hat dieser Mann  viel Gutes bewirkt und viele Probleme beseitigt!