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Über jeden Soldaten liesse sich ein Buch schreiben...

Sonntag, 21. August 2011

Karl Schneider als Augenzeuge in Auschwitz


Die ganze oft beschriebene Wahrhaftigkeit in unserer Arbeit würde kippen, käme sie nicht – die Frage aller Fragen – Was wusste Karl vom Holocaust und dem grössten aller deutschen Verbrechen? Als ich Karl danach fragte, hatte ich gerade das neu gekaufte digitale Aufnahmegerät dabei und habe gerade dieses Gespräch konservieren können. Wie immer so erzählte mir Karl ruhig, was er wusste und druckste nie herum, oder verlor sich in Ausflüchte, oder komplizierte Erklärungen. 
Seine Geschichte:
Karl bekam eines Tages bei einem schweren Artillerieeinschlag unweit vor ihm, seinen Stahlhelm so auf den Kopf gedrückt, dass die Nieten der Befestigung der Helm „Inneneinrichtung“ noch heute sichtbare Löcher in seinen Schädel stanzten. Das führte zu einer massiven Schädelverletzung mit langen Folgen und Beeinträchtigungen. Anders als bei einigen Offizieren, welche oft dann Monate sich vor Fronteinsatz schützen konnten, wurde Karl bereits als Genesender zur „Zugbegleitung“ eingesetzt. Er fuhr mit der Deutschen Reichsbahn kreuz und quer durch das damalige Deutsche Reich und die besetzten Gebiete  Frankreichs, Polens und Russland. So erzählte er mir zuerst von St. Michele am Atlantik. ( Das originale Tondokument ist gespeichert)  Eines Tages begleitete er einen Zug mit Verwundeten Soldaten, der auf dem Rückweg in Auschwitz am Bahnhof hielt. Am Bahnsteig mussten ausgemergelte, in KZ Uniform gekleidete Menschen die aus den Waggons gefallenen Toilettenpapiere aufspiessen. Sie hatten dazu an Stecken vorne einen Nagel befestigt, mit dem sie die Papierreste aufspiessen und in Eimer abstreifen mussten. Den verwundeten Soldaten fiel der elende Zustand der KZ Insassen auf und einer sagte: „Mensch wir haben doch genügend Brot hier, lasst uns doch was rausbringen!“ Die zahlreichen Wächter auf dem Bahngelände bekamen sofort den Befehl auf jeden Soldaten, der den Zug verlässt zu schiessen! Auch die Fenster durften nicht geöffnet werden! Die Soldaten unterhielten sich im Zug, über Auschwitz und das Schicksal der dort hin verbrachten Menschen. Im Zug war jedem klar, was in Auschwitz geschah. Auch gab es etliche darunter, die sich menschenverachtend lustig machten, was mit den Menschen dort geschah und wie sie nach Meinung der damaligen Soldaten „verarbeitet“ ( zu Seife ) würden. 

Mehr dazu kann ich nicht beitragen. Wusste man mehr, sagte man es mir nicht. Es war immer eine heikle Sache nach diesem Thema zu fragen. Schnell war man um die Gunst gebracht und man wurde mit Misstrauen eines "Nestbeschmutzers" überzogen.  So habe ich vomPz.Rgt.35 nicht mehr dazu zu sagen. Sollte mir einmal der Stoff für Anekdoten ausgehen, so kann ich aus zahlreichen anderen Begegnungen mit Soldaten erzählen. ( z. Bspl.: Mein Meister Karl Kaufmann aus Augsburg marschierte als Infanterist 41 auf Kiew, als lange Menschenschlangen ihnen entgegen kamen. Die befragten Bewacher sagten ihnen, dass alle bewachten Menschen erschossen werden würden! Die Soldaten fingen zu weinen an! Sie schrien sogar, dass man dies niemals tun dürfe! Was sollte denn aus ihnen werden, sollten sie gefangen genommen werden?) Das war Baby Yar... Ich schreibe dies nicht auf, um alte Wunden aufzureissen, aber für die Unverbesserlichen, Mitleidlosen, Gewalttätigen, Grausamen, Unbarmherzigen, Mächtigen.... es ist die Wahrheit...

Fazit ist, dass eigentlich alle Soldaten wußten, dass in den Konzentrationslagern die jüdische Bevölkerung "vergast" wurde. Man machte noch Witze darüber ...

In all den Jahren der Forschung habe ich nur von Karl Schneider darüber erfahren. Dr. W. Grigat hatte diese Tatsache rundweg abgestritten und geleugnet und mein Interview abrupt beendet.

Führungsstil - Die weissen Handschuhe von Olt. Georgi


- 1943 - Karl kam als I-Staffel Führer zur 3.Kp.Olt. Georgi. Er stellte sich vor und wurde vom Herrn Olt. Georgi eingewiesen. Vor der Werkstatt stand ein Panzer der kaputt war und zur Reparatur nach hinten in die grosse Panzer - Werkstatt verbracht werden sollte. Karl legte sofort los und erkundigte sich, was an dem Panzer kaputt war. „ Der Anlasser ist defekt, da muss der Motor dazu ausgebaut werden.“ Karl krempelte die Ärmel hoch stürzte sich in die Arbeit, denn er kannte einen Trick, wie man bei diesem Panzertyp nach dem Lösen der Schrauben, den Motor beseite drücken konnte, um an den Anlasser zur Reparatur zu kommen! Das funktionierte auch und so konnte Karl den Panzer nach einer halben Stunde wieder reparieren und fahrbereit machen. Olt. Georgi kam in die Werkstatt und fragte Karl, warum der Panzer immer noch rumsteht? Karl brillierte natürlich und sagte stolz, dass der Panzer wieder einsatzbereit sei und läuft! Karl war natürlich schwarz von Schmiere und Oel bis zu den Ohren…  Da zog Olt. Georgi ein paar weisse Handschuhe aus der Hose:

„Es ist schön, dass Sie den Panzer repariert haben! Aber das ist nicht Ihre Aufgabe als I-Staffel Führer! Sie haben Ihren Leuten zu zeigen, wie das geht! Sie haben nur anzuleiten und zu führen! – Diese weissen Handschuhe tragen Sie bitte bei der Arbeit! Wenn sie schmutzig sind, dann sperre ich Sie ein!“ 

Karl war verdattert, aber das war der Führungsstil der neuen Wehrmacht! Olt. Georgi setzte dies konsequent um!