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Über jeden Soldaten liesse sich ein Buch schreiben...

Mittwoch, 20. Juli 2011

Archiv Pz.Rgt.35

Ich habe heute wieder unter Mühen unser Archiv digitalisiert und werde die Bilder wieder unentgeltlich der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Diese Arbeit wird noch lange weitergehen. Diese Bilder sind dazu da, um Angehörigen Orientierung und  Überblick zu verschaffen, wo sich was ereignet hat und vielleicht einen kleinen Hinweis auf einen Menschen und seine Identität zu geben. So wie im Falle des Uffz. Steguweit. Nur so erfüllen sie einen vernünftigen Zweck und darum verzichte ich bewusst darauf, irgendwelche Markierungen und Einkopierungen vorzunehmen. Jedes Bild, das vom Regiment 35 ist, oder von der 4. PD, oder einen Bären auf dem Turm zeigt, ist Gemeinschaftseigentum aller Veteranen, aller Nachkommen, aller Beteiligten auf allen Seiten dieses furchtbaren Krieges. Als legitim eingesetzter Beauftragter dieses Regimentes verweise ich auf unser alleiniges moralisches Verfügungsrecht. Bilder dieses schrecklichen Krieges zu verkaufen ist Leichenfledderei und dient nicht zu Frieden und Freundschaft zwischen den Völkern. Keiner in unserem Lande ist so arm, dass er dies zu seinem Brotwerwerb tun müsste. Diese Bilder sind Zeugen einer schrecklichen Vergangenheit. Ihr einziger Sinn und Zweck kann nur dazu dienen, historische Begebenheiten den Menschen zur Verfügung zu stellen. Wenn diese Bilder in irgendeinem Album verstauben und verrotten, herausgerissen verkauft und verschleudert werden, dann stehlen wir den Menschen ihre Historie, ihre Biographie, ihre Identidät. Es sind nicht nur Soldaten auf den Bildern, sondern auch Zivilpersonen, Kinder, die in irgendeiner Weise nur dann davon profitieren können, wenn wir sie der Öffentlichkeit ohne finanziellen Interessen zur Verfügung stellen.

14.7.1941 Tagebuch Lt. d.R. Hans Müller z.Zt. Ordonnanzoffizier I. Abt. Major v. Lauchert

3:oo Fahre an der Spitze des Schützenbatallions  (IR12).
Die Leute haben alle furchtbare Angst vor Minen.
Doch glücklich bringe ich sie alle vor. Die Schützen lösen uns ab, denn wir greifen weiter an.
Gegen Nachmittag greifen wir an, doch der Anmarsch zieht sich schon sehr in die Länge, sodass wir um Mitternacht erst auf Feind stossen.
Die Lage: Unsere Kradschützen haben die Stadt Propoisk und die drei Brücken im Handstreich genommen, können sie aber nicht mehr lange halten, denn die Russen greifen die Stadt von allen Seiten an. Das Panzerregiment 35 hat die Aufgabe so schnell wie möglich Propoisk zu erreichen und mit den Kradschützen sich zu vereinigen. Wir fahren wie der Teufel, trotz die russische Artillerie wie wild auf die Rollbahn knallt. Schuss auf Schuss - Es ist wie ein unheimlicher Donner der fern loskracht. Mit heulen und johlen kommen die Granaten heran. Ein Aufleuchten, ein Krachen, taghell - die Splitter knallen an den Panzerwänden, aber immer weiter geht es, nichts darf uns aufhalten.Und schon sieht man von vorne die Stadt brennen.

Fritz Schneider erinnert sich lebhaft an die schweren Kämpfe um Propoisk und die drei Pronja Brücken. (Bis 1945 hiess die Ansiedlung Propoisk, eine Stadt und Verwaltungszentrum der Slavgorod Region, Mogilev Oblast, Weißrussischen SSR. Slavgorod ist eine Ansiedlung auf der Landung des Zustroms des Pronia Flusses in den Sozh Fluss, 58 km vom Kritschew Eisenbahnknotenpunkt; Bahnlinien zu Mogilew, Orscha Vorozhba und Roslawl. ) Immer wieder gab es schwere Ausfälle durch die ungeheuer präzise schiessende russische Artillerie... Bis sie den Artilleriebeobachter enttarnen. es war der Kuhhirte in den Flussauen, der ein Funkgerät bediente. Dort verlor auch der Funker Hans Grempel ( Pz.114) seinen Finger, der so sehr klagte, dass er nun seinen Beruf nicht mehr ausüben könne! Er war gelernter Frisör. Fritz hat ihn verbunden.

13.7.1941 Tagebuch Lt. d.R. Hans Müller z.Zt. Ordonnanzoffizier I. Abt. Major v. Lauchert

Die Nacht war ruhig.
Ich musste früh am Morgen schon zum Regiment fahren.
Es war eine tolle Sache, die Artillerie schoss Scheibe auf meinen Wagen.
Ganz schlimm war es auf dem Rückweg... Ein Wunder, dass ich durchkam. Schon die nächsten Meldefahrer kamen nicht mehr durch, da die Russen das Dorf und das Waldstück besetzt haben. Die Russen versuchten nun durchzubrechen mit schweren Infanteriewaffen und PAK ( Panzerabwehrkanonen) beschossen sie unser sehr dünnes Wäldchen, es war schlimm. Man konnte den Kopf nicht hochhalten. Wir machten grosse Löcher über denen wir unsere Panzer fuhren um so wenigstens nicht von den umherfliegenden Splittern getroffen zu werden. Die 8,8 cm FLAK ( dt. effektive Flugabwehrkanone ) fährt nach wiederholtem Angriff zum direkten Schuss auf. Die 2. Kompanie ( Olt. Rachfalt, Lt. Hautmann m. Heinz Goller) machte einen Vorstoss in den von den Russen besetzten Wald. Ihr Kompaniechef Olt.Rachfalt fuhr dabei auf eine Mine. Beim Versuch ihn zu bergen, fuhren zwei weitere Panzer auf Minen und flogen in die Luft. Der Chef und sein Funker ( Funkmeister Kraut ) konnten nicht geborgen werden. Eine fürchterliche Stimmung herrscht bei uns hier. ( Heinz Goller erinnerte sich mit Grauen an diese Situationen. Sein Panzer war einer von den auf Minen gefahrene.) Man könnte alles zerschlagen. Nachmittag muss ich zur 10. Infantriedivision mot. und Meldung aufnehmen. Nach einer menschenunwürdigen Fahrt finde ich sie auf der alten Rollbahn. Bekomme die Lage und rausche wieder im Tempo ab. 4.oo komme ich wieder bei der Abteilung an und muss sofort zum Regiment mit meiner Meldung.
Gegen Abend muss ich etwas zurückfahren um mit den Schützen ( IR 12) Verbindung aufnehmen um sie im Morgengrauen zu führen.
Olt. Rachfall und Funkmeister Kraut, um die sich noch eine Geschichte rankt...